Kritik zu Die Liebe der Kinder
Vom Suchen, Finden und Verlieren der Liebe: Franz Müller stellt in seinem lakonischen Film auf behutsame Weise ein erstes Verliebtsein und ein Zusammenkommen zweier Erwachsener übers Internet gegen- und nebeneinander
»Machst du so was öfter?«, fragt die Frau am Beginn den Mann, der ihr gegenübersitzt, und damit ist, ohne dass der Zuschauer genau wissen würde, worum es hier eigentlich geht, schon ziemlich viel gesagt über die Qualität von Franz Müllers Film »Die Liebe der Kinder«. Die Frau ist Maren (Marie-Lou Sellem) und der Mann Robert (Alex Brendemühl) und »so was« ist ein via Internet organisiertes Date. Dabei sind Maren und Robert keine Teenager mehr, sondern haben schon ein Liebesleben hinter sich und beide Kinder. Außerdem sind sie gegensätzlich, was schon die Berufe demonstrieren: Maren arbeit in einer Bibliothek und schreibt an einer wissenschaftlichen Arbeit über einen vergessenen Forscher, Robert fällt Bäume. Aber die Affäre beginnt, und irgendwann führt der lakonische Schnitt zum Einzug von Maren in Roberts Haus. Damit entwickelt sich die Titel gebende Liaison zwischen Marens idealistischer Tochter Mira (Katharina Derr) und Roberts schüchternem Sohn Daniel (Tim Hoffmann).
Das Glück und die Naivität einer ersten Liebe unter Teenagern wird zum Kontrast des Zusammenfindens zweier Erwachsener, die schon wissen, was Enttäuschung ist. Maren stört sich an Roberts Einfachheit, die sich in einer gewissen Ferne zu dem zeigt, was als Hochkultur gilt (Konzerte, Literatur), und ist zugleich doch angezogen von seiner Sexualität. Robert kämpft damit, Marens Ansprüchen nicht zu genügen, die ein befreundeter, schnöseliger Lektor (Michael Sideris) besser zu erfüllen scheint.
»Die Liebe der Kinder« erzählt die einfachste und am häufigsten überlieferte Geschichte des Kinos: Boy meets Girl. Und tut das auf eine Weise, die ihr eigenes Recht zurückhaltend behauptet: Franz Müller, der das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, schildert das Suchen, Finden und Verlieren aus einer angenehmen Distanz. Der unsentimentale Schnitt und die agile Kamera geben vor allem dem Verdrucksten und Verlegenen viel Raum und vermeiden damit, alle Gefühle dem Zuschauer als bedeutungsvolle Definitionen zu erklären. Eine schöne Etüde über die Liebe.
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