Kritik zu Creed III: Rocky's Legacy
Auch Boxgeschichte wiederholt sich: Michael B. Jordan muss als Adonis Creed aus dem wohlverdienten Ruhestand zurückkehren, um eine alte Schuld zu begleichen. Zugleich gibt der Hauptdarsteller auch sein Regiedebüt
Vor acht Jahren hatte Creed den Staffelstab von Rocky übernommen, war Adonis Johnson Creed mit der Hilfe von Rocky Balboa aus dem Schatten seines berühmten Boxer-Vaters (und Rocky-Freunds) Apollo Creed getreten und begründete der Sohn seine eigene Legende. Ins Leben gerufen war damit zugleich eine neue Filmreihe, deren dritter Teil – in guter, alter Tradition schlicht »Creed III« betitelt – nunmehr das Regiedebüt von Titelheld-Darsteller Michael B. Jordan markiert.
Seit er zuletzt in »Creed II« (2018) den Tod seines Vaters im Ring gerächt hat, sind ein paar Jahre ins Land gezogen. Adonis hat die Boxhandschuhe an den berühmten Nagel gehängt und sich auf die Promoterseite geschlagen. Er managt ein Boxstudio mitsamt vielversprechendem mexikanischen Talent und schwelgt in seiner opulenten Villa in dem obszönen Reichtum, den die Boxerei offensichtlich mit sich bringt. Auch Frau Bianca (Tessa Thompson) hat ihre Karriere als Musikerin auf die Produzentinnen-Ebene verlagert; beide gemeinsam kümmern sich um ihre gehörlose Tochter, Adonis hat sogar endlich gebärden gelernt. Alles könnte so schön sein. Dann aber klopft die Vergangenheit an die Tür beziehungsweise lehnt sie eines Tages in Gestalt von Damian Anderson (Jonathan Majors) an Adonis' Luxuskarre. Dereinst waren Damian und Adonis beste Freunde und leidenschaftlich boxende Jungs. Mittlerweile hat Damian harte Zeiten hinter sich und erhofft sich von Adonis Unterstützung beim Comeback: Er will um einen Titel kämpfen.
Mustergültig erfüllt »Creed III« die Kriterien des Franchise und balanciert blutig-brutale Boxkampf-Sequenzen mit Familienszenen voller Sentiment. In den einen wird vermittels Superzeitlupe die Wirkung der durch Brachialgewalt in Gang gebrachten Fliehkräfte auf Muskelgewebe und Körperflüssigkeiten wie Blut und Schweiß erforscht. In den anderen wird mit Hilfe weiblicher Insistenz der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen die Wiederkehr des Verdrängten auf das emotionsresistente Selbstbild eines Alphamannes hat – und hier fließen dann auch noch die Tränen.
Außerdem ist es hoch an der Zeit, darauf aufmerksam zu machen, dass Boxen kein ausschließlicher Männersport ist, weswegen nun also an allen Ecken und Enden Frauen in unterschiedlichen Funktionen sichtbar werden. Und vergessen werden soll auch nicht das Thema Inklusion, dem in Gestalt der gehörlosen Tochter als möglichem Nachwuchstalent Aufmerksamkeit zukommt.
Regieneuling Jordan hat sich die Platte also ordentlich vollgepackt; und gerade so, als ob er beim Jonglieren derselben mitunter die Balance verlöre, wirkt seine Inszenierung dann auch etwas ungelenk. Aber nie eitel. Es zeichnet »Creed III« aus, dass er Jonathan Majors in der Rolle des Antagonisten Damian viel Raum gibt, um schauspielerisch zu glänzen. Majors' gemessenes Charakterporträt bremst Jordans umtriebige Regie zum Glück immer wieder aus und antwortet auf dessen Bemühen um ein verändertes Männerbild schlicht, aber klar mit seinem beseelten Kämpfer.
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