Kritik zu Creed II – Rocky's Legacy
Wenig Neues: In der Fortsetzung zur Neuauflage des »Rocky«-Franchise gehen die Macher auf Nummer sicher
Dass »Creed 2« eine jener Fortsetzungen ist, die auf Nummer sicher gehen statt Experimente zu wagen, lässt sich schon am Untertitel erkennen, der ihm vom deutschen Verleih verpasst wurde: »Rocky's Legacy« heißt es dort, was exakt der Gleiche ist, den vor drei Jahren auch schon der erste Teil trug. Deutlicher kann man es eigentlich kaum machen. Aber warum auch nicht? Denn das Vermächtnis von Rocky Balboa und den entsprechenden Filmen der späten Siebziger und frühen Achtziger wird ja tatsächlich auch dieses Mal wieder verhandelt.
Die Voraussetzungen sind dieses Mal natürlich andere. Aus dem Neuling und Underdog Adonis »Donny« Creed (Michael B. Jordan) ist inzwischen ein Star im Boxring geworden, dem nicht nur zu Hause in Philadelphia die Menschen zujubeln. Gleich zu Beginn des Films gewinnt er sogar erstmals den Weltmeistertitel, der noch gekrönt wird durch die Tatsache, dass Freundin Bianca (Tessa Thompson) seinen Heiratsantrag annimmt. Auch in trostlosen ukrainischen Plattenbauten bleibt der Erfolg des jungen Amerikaners nicht unbemerkt. Und so taucht plötzlich ein gewisser Ivan Drago (Dolph Lundgren) wieder auf der Bildfläche auf, der einst Donnys Vater das tödliche K.o. verpasste und nun, motiviert von einem windigen Promoter, den eigenen Sohn Viktor (Florian Munteanu, ein schweigsames, rumänisch-deutsches Muskelpaket) gegen ihn antreten lassen will. Trainer Rocky (Sylvester Stallone, der natürlich auch am Drehbuch mitschrieb) rät dringend von dem Kampf ab, doch Donny kann der Verlockung auf Wiedergutmachung nicht widerstehen und bricht mit seinem Ersatzpapa. Selbst Biancas Schwangerschaft kann ihn nicht umstimmen...
Man könnte an dieser Stelle noch mehr vom Inhalt verraten, denn Unerwartetes oder Überraschungen hat »Creed 2« ohnehin nicht zu bieten. Zum Problem wird das für den Film kaum, denn effektiv und mitreißend ist die Geschichte trotzdem. Steven Caple Jr. zieht zwar weniger psychologische Register als sein Regie-Vorgänger Ryan Coogler, tappt aber immerhin nicht in die schlimmsten Kitschfallen. Die Box-Szenen sind beeindruckend realistisch inszeniert, und auf seine Schauspieler kann er sich ohnehin verlassen. Thompson tut ihr Bestes, ihrer Rolle mehr Dimensionen abzuringen als bloß die Freundin des Helden zu sein, Stallone ist für Nostalgie und Melancholie gleichermaßen zuständig und Jordan macht den Reifeprozess seiner Figur auf eindrückliche Weise greifbar.
Schade nur, dass hier auch in anderer Hinsicht alles beim Alten ist. Die Chance, mal neue Saiten eines Männlichkeitsbildes aufzuziehen, verschenkt »Creed 2« nämlich komplett. Was Donny und auch seinen Widersacher motiviert, ist einmal mehr ein trotziges Abarbeiten an Übervätern, gepaart mit archaischen Motiven wie Rache, Wiedergutmachung, Stolz und nicht zuletzt stählerner Härte. Für Schwäche, Nachsicht oder gar Besonnenheit ist da kein Platz. Und für die Frauen eigentlich auch nicht. Denn die werden letztlich nur auf Stereotype reduziert: entweder sind sie emotionale Stützen, deren Sorgen es zu ignorieren gilt, oder sie sind – siehe der stumme Gastauftritt von Brigitte Nielsen – der Kern allen Ungemachs. Schade.
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