Kritik zu Catch the Killer

© Tobis Film

2023
Original-Titel: 
To catch a killer
Filmstart in Deutschland: 
05.10.2023
L: 
119 Min
FSK: 
16

Der argentinische Regisseur Damián Szifron (»Wild Tales – Jeder dreht mal durch«) siedelt seinen ersten englischsprachigen Thriller in Baltimore an

Bewertung: 4
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Baltimore in der Silvesternacht, Menschen trinken, feiern, Feuerwerkskörper explodieren, als sich plötzlich Irritationen ins bunte Treiben mischen, Schüsse unter die Explosionen, Schreie unter den Jubel. War da was? Es dauert eine Weile, bis sich die Bedrohung manifestiert und sukzessive Panik ausbreitet. Am Ende der Nacht hat ein Scharfschütze mit militärischer Präzision 29 Menschen getötet, farbig, weiß, alt, jung, männlich, weiblich, durch kein erkennbares Muster verbunden.

»Catch the Killer« ist der erste englischsprachige Film des Argentiniers Damián Szifron, der 2015 für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert war, mit seinem Episodenfilm »Wild Tales – Jeder dreht mal durch«, der in sechs Vignetten von Menschen aus den verschiedensten Lebenszusammenhängen erzählte, die über ihre Grenzen getrieben werden. In »Catch the Killer« geht es nun ganz pragmatisch darum, den Massenmörder zu fangen, bevor er weiter wüten kann. Mit Lasermessungen werden die Einschusslöcher auf ihren Ursprung zurückgeführt und der Standort des Killers auf dem Balkon eines gegenüberliegenden Hochhauses bestimmt. Doch von dort ist der Täter ins Nichts verschwunden, es gibt keine weiteren Anhaltspunkte, keine Patronen, keine Hülsen, keine Fingerabdrücke.

Kein leichtes Spiel für den bei solchen Amokläufen obligatorisch zugezogenen FBI-Mann Lammark, dem der Australier Ben Mendelsohn seine besondere Mischung aus Melancholie, Lakonie und Ernüchterung verleiht, und seine raspelig rauchige Stimme. Doch schlimmer noch als die undurchdringliche Psyche des Täters erweist sich bald die Mischung aus Inkompetenz und Arroganz, aus vorschnellen Entscheidungen und Eitelkeiten, mit der Kollegen und Vorgesetzte seine Arbeit behindern. Umso wachsamer horcht Lammark auf, als die junge Polizistin Eleanor (Shailene Woodley) den Fall in der Polizeiküche mit interessanten Anmerkungen kommentiert, er ist beeindruckt von ihrer Sichtweise, ihrem Instinkt. Schon in der Nacht des Attentats hat sie geistesgegenwärtig dafür gesorgt, dass die aus dem Gebäude flüchtenden Menschen gefilmt werden. »Aggressiv, suchtgefährdet und unsozial«, liest er in ihrer Akte, das seien die Leute, die das FBI normalerweise nicht einstelle, sondern verhafte. Doch er weiß, dass genau das die Eigenschaften sind, mit denen sie dem Täter näherkommen kann. Und Woodley hat aus dieser Perspektive des wehrhaften und unterschätzten Underdogs bereits eine interessante Karriere zusammengestellt, von »Allegiant« über die Serie »Big Little Lies« bis zur Nachwuchsanwältin an der Seite von Jodie Foster in »Der Mauretanier«.

Angenehm ruhig und stimmungsvoll ist »Catch the Killer« erzählt, ein Thriller, in dem die in stählern graublaues Licht getauchten Straßenschluchten von Baltimore einem labyrinthischen Fuchsbau gleichen, in dem die Ermittler von Polizei und FBI den Täter aufspüren müssen. Carter Burwell, Stammkomponist der Coen Brothers, unterlegt die kühlen Bilder mit sanften Pianoklängen, die in den Spitzen eine unangenehm bedrohliche Note haben.

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