Kritik zu The Amateur

© 20th Century Studios

Ein Action-Thriller mit Rami Malek als Mann, der rot sieht: Als CIA-Computermensch muss er seine Frau mit anderen als den üblichen Methoden rächen

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Eine Ehefrau stirbt bei einem terroristischen Anschlag. Ihr Mann versucht den Schmerz in Aktionismus umzulenken. Er setzt ohne Rücksicht auch auf eigene Verluste alles daran, die Täter zur Verantwortung zu ziehen: In den Siebzigerjahren hat Charles Bronson in »Ein Mann sieht rot« das persönlich motivierte Selbstjustiz-Genre quasi begründet, später folgten unter anderen Dolph Lundgren, Mel Gibson, Keanu Reeves und Liam Neeson als kernige Rächer für Töchter und Ehefrauen. Nun ist der titelgebende Amateur Charlie Heller ein eher schmächtiges Bürschchen, das im fensterlosen Kellerbüro im CIA-Hauptquartier in Langley als brillanter Dekodierer arbeitet. Das heißt, er besitzt die Fähigkeit, die Identität der Täter auf Basis der Security-Kamera-Bilder herauszufinden, aber hat er auch das Zeug, es in der wirklichen Welt mit ihnen aufzunehmen?

Basierend auf dem Spionagethriller »Sein oder Nichtsein« von dem für solche Stoffe bekannten Autor Robert Littel (»The Company«) hat der Brite James Hawes (»Slow Horses«) das brachiale »Ein Mann sieht rot«-Genre mit dem Agententhriller gekreuzt, womit im besten Falle beide einen originellen, neuen Ansatz hätten. Doch leider kommt der Film nur holprig in Gang.

Die Figuren bleiben skizzenhaft, das gilt vor allem für Charlies Frau, die kaum mehr ist als die Antriebswelle des Plots, reduziert auf eine fade Einführung als Bilderbuch-Gattin am Anfang und in ein paar dünnen Rückblenden – als müsste man mit dem Zuschauer auch den Helden an den Auslöser seines umtriebigen Aktionismus erinnern. An Rachel Brosnahan, die unter anderem in der Serie »House of Cards« gezeigt hat wie vielschichtig sie eine Nebenrolle anlegen kann, liegt es nicht. Auch Oscar-Preisträger Rami Malek (»Bohemian Rhapsody«) lässt hinter kantigen Gesichtszügen, kalt stechendem Blick und mahlenden Zähnen wenig emotionale Tiefe zu.

So dauert es eine Weile, bis der Film seine Qualitäten entwickelt, indem er nicht auf die genretypisch rastlose Action und einen hohen »Body Count« setzt, sondern eher auf die leiseren und realistischeren Seiten der Agentenarbeit. Charlie weiß, dass er für die »Field«-Arbeit nicht gerüstet ist und erpresst seinen Boss mit Informationen über heimliche »Black Op«-Einsätze, ihm Agenten-Nachilfe-Unterricht zu verschaffen, der dann allerdings auch nur skizzenhaft angedeutet wird. Doch nachdem sein Handler (Laurence Fishburne) seinen blinden Rachedurst mit der schlichten Bemerkung, dass es gar nicht so leicht sei, eine Waffe auf einen Menschen zu richten und abzudrücken, beschwichtigt, besinnt sich Charlie auf seine Fähigkeiten als raffinierter Stratege. Statt mit roher Aggression vorzugehen, instrumentalisiert er sein Wissen und trickst seine Gegner mit Ablenkungsmanövern und »gewaltlosen« Anschlägen aus, bei denen eine Tüte Pollen für eine Allergikerin ebenso zur Mordwaffe wird wie ein zwischen zwei Hoteltrakten schwebender, gläserner Luxus-Pool. Da beginnt der Film dann doch noch richtig Spaß zu machen. 

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