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Gerhard Midding

Zum Sehnsuchtspotenzial, welches das Kino entfalten kann, zählen gerade auch Genüsse, die man selbst nie ausgekostet hat. Wann immer ich in jüngeren Jahren nächtliche Reisen mit der Bahn unternahm, hat es nie für ein Abteil im Schlafwagen gereicht. Aber selbstverständlich ahne ich, welch wunderbare Annehmlichkeiten mir dabei entgingen.

Gerhard Midding

Im letzten Sommer erkannte ich meinen Paketboten nicht mehr wieder. Mit einem Mal ließ er sich einen Vollbart wachsen. Ich kann nicht behaupten, dass er ihm stand. Aber er musste, wie ich alsbald erfuhr, aus gewissermaßen diplomatischen Gründen sprießen.

Gerhard Midding

Die Zeit stellt uns Fallen. Manchmal verstreicht sie langsam, und doch verpassen wir den richtigen Moment. Manche Leute halten zu lang an ihrem Posten fest. Hingegen erreicht mancher Brief auch nach sieben Monaten noch seinen Adressaten. Dieser Blog allerdings kommt mindestens eine Woche zu spät.

Gerhard Midding

Die Nachrichten, die aus der syrischen Hauptstadt kamen, waren nicht gut. 1200 Häuser wurden beim letzten Bombardement von Damaskus zerstört. Rasch entstand eine Zeltstadt für die Flüchtlinge, wie uns das nächste Nachrichtenbild versicherte. Falls dies als Beschwichtigung gedacht war, verfehlte es seine Wirkung. Es entlastete die Zuschauer auch nicht, dass diese Meldungen, die so aktuell wirkten, mehr als 90 Jahre alt waren.

Gerhard Midding

Die Jahreszeit der Preisverleihungen wirft ihre Schatten voraus. Schon in Venedig und Toronto hielt die Fachpresse ungeduldig Ausschau nach möglichen, lieber noch sicheren Oscar-Kandidaten. Das gerät rasch zum dominierenden Kriterium bei der Bewertung künstlerischer Leistungen, zu einer geistlosen Chiffre. Glücklicherweise irrt man sich dabei oft genug. Oder wollen Sie heute schon wissen, wer im Februar die Trophäen gewinnt?

Gerhard Midding

Die Veröffentlichung der »Paradise Papers« führt uns gerade wieder einmal vor Augen, wie groß die Sorge der Mächtigen und Superreichen um ihr Vermögen ist. Zwar ist das Unbehagen ohnehin weit verbreitet, seine Einnahmen mit den Steuerbehörden zu teilen. Aber angesichts der aktuellen Enthüllungen muss man den Endruck gewinnen, die Angst davor steige proportional zur Höhe des angehäuften Wohlstands. Fast möchte man sich selbst darum beneiden, ein armer Schlucker zu sein.

Gerhard Midding

Einen ausländischen Komponisten zu engagieren, ist wahrscheinlich die budgetfreundlichste Möglichkeit, einem Film internationales Flair zu geben. Dieser Gedanke kam mir erstmals 2006, nachdem ich erfuhr, dass Gabriel Yared die Partitur zu »Das Leben der Anderen« komponiert hat. Dadurch wurde zwar noch kein europäischer Film daraus, aber zumindest einer, der international enorm wahrgenommen wurde.

Gerhard Midding

Ein Film muss nicht bleiben, wie er ist. Sein Anfang darf manchmal einfach nur Auftakt und muss nicht gleich Verpflichtung sein. Er kann zwischendurch den Kurs wechseln, den Tonfall ändern, eine vorgestellte Figur aus den Augen verlieren oder sich gar von ihr verabschieden. Gut, verirren sollte er sich besser nicht. Aber warum muss er sich an ein Stilprinzip gebunden fühlen?

Gerhard Midding

Diesen November würde ich gern in Nürnberg verbringen. Vielleicht nicht den ganzen Monat, aber zumindest fünf, sechs Tage davon, denn im dortigen Filmhaus wird eine klaffende Lücke geschlossen: Es läuft eine Retrospektive der Regisseurs Antonio Pietrangeli, einem der leise besungenen Helden des italienischen Nachkriegskinos.

Gerhard Midding

Der Eindruck, die Synchronisation sei in Italien gewissermaßen eine lebensweltliche Selbstverständlichkeit, lässt sich ohne große Abstriche auf Deutschland übertragen. Auch hier ist es das Publikum seit den 30er Jahren gewohnt, dass sich das Fremde auf der Tonspur in etwas Heimisches verwandelt.