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Gerhard Midding

Die Videothek in meiner Nachbarschaft hat vor ein paar Monaten geschlossen. Sie gehörte zu einer Kette, die mit einem Schlag die Anzahl ihrer Filialen enorm reduziert hat. Es wäre Heuchelei, wenn ich nun ein Klagelied über diesen Verlust anstimmen würde. Dass der Laden zu ist, fiel mir erst sechs, sieben Wochen später auf.

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Er verkörperte ein Amerika, das gern unkompliziert gewesen wäre, aber erkennen musste, dass es das nicht bleiben konnte. Zu Anfang erfüllte er das Versprechen glänzend: William Holdens Lächeln war, für wenigstens ein Leinwandjahrzehnt, enthusiastisch und glaubhaft. Es erstreckte sich über sein ganzes Gesicht, nicht nur über den Mund und die Augen.

Gerhard Midding

In aller Regel ist diese Veranstaltung selten für eine Überraschung gut. Seit Jahren gehorcht ihre Dramaturgie der Erfüllung der Erwartungen. Selbst die Enttäuschungen und Proteste scheinen schon eingeplant. In diesem Jahr jedoch schlug die Pressekonferenz des Festival von Cannes gehörig aus der Art.

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Die Idee von den zwei Körpern des König geht auf Juristen am Hofe von Queen Elizabeth I. zurück. Sie unterschieden zwischen dem natürlichen, konkreten und dem übernatürlichen, ideellen Körper des Monarchen. Der eine ist sterblich, der andere nicht. In dieser Vorstellung verschmelzen Religion und Staatslehre; mit gewissen Einschränkungen lässt sie auf die Demokratie übertragen, die ebenfalls eine Unterscheidung zwischen Amt und realer Person kennt.

Gerhard Midding

Das Leben konnte in seinen Filmen an den unmöglichsten Orten entstehen. Neugeborene konnten aus Kohlköpfen und Bambusrohren geborgen werden. Und anscheinend besitzt die Mär vom Klapperstorch auch in Japan Gültigkeit, denn in »Meine Nachbarn, die Yamadas« transportiert ein frohgemuter Schwarm Nachwuchs in stattlicher Zahl. Obwohl mich die Formation der Kindesüberbringer ein wenig an die amerikanischen Bomberstaffeln aus »Die letzten Glühwürmchen« erinnert, die Tod und Verwüstung über Japan bringen.

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Seine Vorliebe für den Vornamen Hélène erklärte Claude Chabrol einmal damit, es sei der einzige, zu dem es keine maskuline Variante gibt. Ihn faszinierte die nicht übertragbare, die exklusiv feminine Identität. Bereits mit der Namensgebung verlieh er seinen Heldinnen Souveränität.

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Eine der verführerischsten Torheiten, die je über das Kino verbreitet wurden, ist Francois Truffauts Behauptung, die Begriffe Kino und England seien eigentlich unvereinbar. Im Gespräch mit Alfred Hitchcock unterstellte er dem englischen Nationalcharakter eine gewisse Filmfeindlichkeit. Er sei zu reserviert und kleinbürgerlich; selbst Landschaft und Klima schienen dem Franzosen jedweder filmischen Inspiration im Wege zu stehen.

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In gewissen Pariser Kinos finde ich mich gern schon eine Weile vor Filmbeginn ein. Ich tue es aus gewissermaßen doppelter Schaulust. Das gilt nicht für diejenigen, in denen das aktuelle Programm läuft. Aber in den Sälen im Quartier Latin und in St. Germain, die fast ausschließlich Reprisen zeigen, studiere ich gern das Publikum.

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"Nun wissen wir mehr als vorher", sagte der ältere Herr, der neben mir saß. Ich nickte ihm zu, nicht zuletzt, weil mir gefiel, dass aus seinen Worten weder Ironie noch Ehrfurcht klangen. Sie waren ein Bekenntnis nüchterner Zufriedenheit. Wir hatten gerade im Saal Jean Epstein einen Vortrag über den eminent nostalgischen Zug gehört, den der Referent im US-Kino der Kriegs- und Nachkriegszeit ausgemacht hatte.

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Ihr Staunen über die Neue Welt ist groß. Ständig fragen sich die Reisenden aus der Schweiz, ob das alles nun reale Menschen sind oder nicht doch Schauspieler aus Hollywood. Diese Frage ist schon berechtigt, wenn man am Roulettetisch in Las Vegas lauter Männer in riesigen Cowboyhüten erblickt und vor den einarmigen Banditen lauter Damen unter der Trockenhaube.