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Gerhard Midding

Erinnern Sie sich noch an die Anzeigen, in denen „international renommierte“ Verlage um neue Autoren warben? Sie wirkten gediegen, sogar einigermaßen seriös, obwohl die Verlagsnamen auffällig oft berühmteren ähnelten. Die Namen der Autoren hingegen, die sich als zufriedene Nutznießer dieses Geschäftsmodells präsentierten, waren eher unbekannt. Auf Bestsellerlisten suchte man sie vergeblich. Sie trugen, um mit dem Schriftsteller Léonard (Vincent Macaigne) aus „Zwischen den Zeilen“ zu sprechen, nicht gerade viel zur Abholzung bei.

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Gestern wurde bekannt, dass die japanischen Filmtheater zum ersten Mal seit 1993 ihre Eintrittspreise erhöhen. Wie die Kinokette "Toho" erklärt, ist dieser epochale Schritt aufgrund der technischen Aufrüstung unumgänglich; zudem sollen die Lichtspielhäuser besser gegen Erdbeben geschützt werden. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: mehr als ein Vierteljahrhundert blieb das Preisniveau stabil.

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Vor ein paar Wochen, als Bong Joon-ho die Einladung in den Wettbewerb von Cannes erhielt, warnte er seine Landsleute noch vor zu hohen Erwartungen. Eine Palme, die Goldene gar, sei in weiter Ferne. Die Geschichte, die er in „Parasite“ erzähle, sei so spezifisch südkoreanisch, dass er sich nicht vorstellen könne, dass sie auf ein universales Interesse stoßen würde.

Gerhard Midding

Die Sprache Europas, von der die Unterzeichner des Manifests von Cannes vermuten, dass nur wenige sie verstehen, ist Englisch. Eine gemeinsame ist sie mithin nicht, vielmehr eine pragmatische Übereinkunft; auch im Hinblick auf den Weltmarkt. Sie wird eventuell widerwillig und mit mehr oder weniger dickem Akzent gesprochen, was die Kommunikation nicht einfacher macht.

Gerhard Midding

Meinen Wahlzettel in die Urne zu stecken, war nicht ganz leicht. Er passte kaum noch hinein. Es klappte erst beim zweiten Versuch. Der Papierstau ließ sich einerseits dadurch erklären, dass der Zettel diesmal ziemlich dick ausfiel: Die Liste der Parteien, die sich zur Wahl stellten, war so lang wie nie zuvor. Andererseits konnten Wahlhelfer voller Genugtuung berichten, dass die Beteiligung sehr hoch gewesen war. Ihr Pappkarton war prall gefüllt.

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Natürlich war aller Welt klar, dass die "Bundesbanane" am Ende nicht den Zuschlag bekommen würde. Auch der zehn Meter hochragende "Zweifel" war in diesem Zusammenhang nicht wirklich zielführend. Was eine Giraffe und ein Doppeldecker-Flugzeug mit der friedlichen Revolution zu tun haben sollten, wurde dem Betrachter ebenso wenig klar. Und dass die Landschaften in unerreichbarer Höhe blühen sollten, konnte nicht im Sinne Helmut Kohls sein. Das Stelenfeld schied sofort aus, denn das gab es ja schon.

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Ihr Fehlen fiel mir erstmals auf, als in meiner Straße unlängst Dreharbeiten stattfanden. Vergeblich suchte ich sie zwischen den Catering- und Ausrüstungswagen. Für einen Moment dachte ich, man habe sie für den Dreh kurzzeitig abmontiert. Wie konnte ich nur auf diese Idee kommen? Wann immer Litfaßsäulen in Filmen vorkamen, schmückten sie die Szenerie.

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Seine Figuren waren es gewohnt, von ihren Ehefrauen abgekanzelt zu werden. Es gab immer etwas, das man an ihnen aussetzen konnte: Alberto Sordi repräsentierte das soziale Ungenügen. Selten jedoch hatte das Urteil seiner enttäuschten Gattinen so viel moralisches Gewicht wie aus dem Munde von Lea Massari, die in »Una vita difficile« zu ihm sagt: "Der Bart war das einzig Gute an dir."

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Nun hat er nichts Dringenderes mehr zu tun, als Schmetterlingen nachzujagen. Sixten ist aus dem Krieg desertiert, der die Zerstörung alles Schönen bedeutet. Er besiegelt seine Entscheidung, in dem er die Epauletten seiner Uniform abtrennt. Jetzt steht er unter der Befehlsgewalt des Glücks, das er mit der Trapezkünstlerin Elvira Madigan erlebt.

Gerhard Midding

Da ich als rücksichtsvoller Zigarrenraucher oft auf den Balkon ausweiche, habe ich die Nachbarschaft meines Pariser Gastgebers inzwischen ein wenig kennengelernt. Ich würde zwar nicht behaupten, auf der gegenüberliegenden Straßenseite trüge sich ein Welttheater zu, das von wahrhaft überdurchschnittlichem Interesse wäre. Aber bei meinem jüngsten Besuch stellte ich fest, dass im fünften Stock des Hauses zur Linken bemerkenswerte Veränderungen stattgefunden haben.