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Gerhard Midding

Es ist mag überraschen, dass eine Regisseurin wie sie unversehens einen Kostümfilm dreht. Unausweichlich war das nicht. Aber ebenso wenig widerspricht es der erstaunlichen Logik ihrer Karriere. Céline Sciammas ersten drei Regiearbeiten handelten von Verwandlung, vom unwägbaren Prozess der Selbstwerdung. Warum sollte sich die Filmemacherin selbst davon ausnehmen wollen?

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Es gab eine Zeit, als die Bademäntel von Hollywoodproduzenten noch eine entspanntere Aura hatten. Sie lag weit vor dem Herbst 2017. Und sie gehörten den Trägern in der Regel noch selbst, gehörten nicht zur Ausstattung der Hotelsuiten, in denen Harvey Weinstein sexuelle Gefälligkeiten erpresste.

Gerhard Midding

Am Wochenende konnte man beim Blick in amerikanische Zeitungen den Eindruck gewinnen, die Uhr hätte sich zurückgedreht in die frühen 1970er Jahre. Jane Fonda demonstrierte in Washington und Studenten protestierten gegen John Wayne. Sogar der Sender, der die Bilder von Fondas Verhaftung vor dem Capitol ausstrahlte, trägt den Namen eines verblichenen Films aus jener Epoche, WUSA.

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Sie wären ohne Zweifel ein prächtiges Paar geworden. Es wäre vielleicht nicht so lange gut gegangen, wie wir es uns für sie gewünscht hätten. Eventuell hätte es sogar nur eine Weile gedauert, aber die wäre herrlich gewesen. Ob er Angst vor ihr habe? Fragt sie ihn. Nein, erwidert er. Aber dann räumt er ein, etwas schon. Und dazu vollführt Robert Forster in »Jackie Brown« diese unglaubliche Geste, die einen kleinen Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger offen lässt.

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Die letzte Einstellung von »Memories of Murder« gehört zu den schönsten und wirkungsvollsten, die ich kenne. Dabei ist sie ganz schlicht: die Großaufnahme eines Gesichts. Aber sie öffnet den Film zum Publikum hin – und in eine unwägbare Zukunft.

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Fast mochte ich die Augenblicke lieber, die nach seiner Arbeit kamen: die Momente, in denen die Ouvertüre ausklingt und das eigentliche Schauspiel beginnt, wo man aufwacht aus einen köstlichen Traum und sogleich eintaucht in einen zweiten, erst recht köstlichen.

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Die Pressekonferenz, auf der Yves Saint Laurent 2002 seinen Rückzug aus dem Modegeschäft verkündete, war ein wahrhaft trauriges Ereignis. Für die Anwesenden im Saal wird es schwer zu ertragen gewesen sein, aber auch vor dem Fernseher war es erschütternd genug.

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In einer Mail, mit der er auf den gestrigen Eintrag reagierte, staunt Michael Klier über „Maßlosigkeit & Erfindungswahnsinn“ von Abel Gance. Er betrachtet „La Roue“ als das Gegenteil eines „eingesperrten“ Films. Vielen Dank für dieses denkwürdige Adjektiv; auch bei „Idioten der Familie“ geht es ja darum, Grenzen zu überschreiten.

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Bist du nicht fröhlich? fragt Sisif seine Ziehtochter Norma am Ende, als sie sich endlich versöhnt haben und von ihrem ihrem Fenster aus einem Tanz, den die Bergler am Montblanc feiern. Nein, erwidert sie, ich bin glücklich, das ist etwas anderes, ein zarteres und traurigeres Gefühl. Welch schöner Ausklang für einen Film, der sich so sehr in Nuancen artikuliert.

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Sie hat sie fast alle gekriegt, meist vor die Kamera oder, wenn sie schon tot waren, befragte sie Zeitzeugen und Weggefährten. Der Anfang des Satzes mag salopp klingen, aber er meint eine enorme Leistung, die einhergeht mit einem enormen Bedauern. Denn so viele Filmemacherinnen gab es noch nicht, als Katja Raganelli in den 1970er Jahren anfing, sie ausdauernd und systematisch zu porträtieren. Einige waren bereits vergessen, andere wurden schlicht ignoriert.