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Gerhard Midding

Wann beginnt eine Filmemacherin, es zu sein? Natürlich gibt es einen offiziellen Anfang, das erste verfilmte Drehbuch oder das erste Mal, dass sie hinter/neben/vor einer Kamera steht. Der gefühlte Anfang ist schwerer zu bestimmen. Er fällt in eine Zeit der Latenz, der schwebenden Bereitschaft, des Mit-, Nach- und Vorausdenkens. Je nach Temperament und Wesen wird er näher am Ausbruch der Sehnsucht oder am Termin ihrer Erfüllung liegen.

Gerhard Midding

Ich habe meine Zweifel, ob sein Romantizismus den Studios immer ganz geheuer war. Obwohl seine Liebesszenen in aller Regel keusch sind, eignet ihnen eine Intimität, die zu radikal ist, um ganz gedeckt zu sein durch die Konventionen des Melodrams. Ihre Sinnlichkeit schürft tiefer. Die Liebesergriffenheit ist weltstürzend bei Frank Borzage, sie bricht brüsk herein. Kaum je hat sie Zeit zu reifen; Vergangenheit und Zukunft müssen im Jetzt verschmelzen.

Gerhard Midding

Dem späteren Regisseur Jean Negulesco, der bei »A Farewell to Arms« für die Storyboards zuständig war und den zweiten Stab befehligte, verdanken wir eine der schönsten Anekdoten über Frank Borzage: Während im Hintergrund Hunderte von Statisten auf ihre Regieanweisungen warteten, interessierte der sich nur dafür, wie ein Regentropfen von einem Blatt auf Gary Cooper hinunterfiel. Dem Rückzug aus Caporetto, einer der eindrücklichsten Episoden in Ernest Hemingways Roman, verleiht Borzage in seiner Verfilmung nur sachten epischen Atem.

Gerhard Midding

Der Name Wells Fargo hat für jeden Westernfan einen guten Klang. Seit 1852 war die Firma im Transportwesen tätig und betrieb ein umfangreiches Netz von Postkutschen, die unverzichtbar zum Antlitz des Wilden Westens gehörten. Ihre Strecken führten sie oft in unwägbares, gefährliches Gebiet. Besonders riskant waren die Fahrten natürlich, wenn die Kutschen Lohngelder und dergleichen beförderten. Das sollte sich auch nicht ändern, als die Firmengründer Henry Wells und William Fargo ihre Aktivitäten stärker auf ein anderes Geschäftsfeld verlegten, die Finanzdienstleistung.

Gerhard Midding

Eine der erfreulichsten Anekdoten der Filmgeschichte handelt von einem gut versteckten Schatz. Allem Anschein nach hat sie sogar den Vorzug, wahr zu sein. Sie spielt während des Zweiten Weltkriegs in Shanghai und hat eine schöne Coda nach dessen Ende.

Gerhard Midding

In Hollywood droht gerade ein fabelhafter Traum zu Ende zu gehen. Eine der interessantesten Produktionsfirmen, nein, die interessanteste Produktionsfirma dieses Jahrzehnts steht vor dem Bankrott. Der Romantiker in mir hofft, dass daran nicht die großartigen Filme schuld sind, die Annapurna produziert hat.

Gerhard Midding

Benoit Jacquot war eigentlich der unwahrscheinlichste Kandidat für ein solches Nachspiel. Aber zu den vornehmsten Tugenden unseres Traumverhaltens zählt ja dessen Unberechenbarkeit. So kam es auf verschlungenen Wegen dazu, dass der Regisseur von »Das einsame Mädchen« und »Leb wohl, meine Königin« die Hauptrolle in einem verwunderlichen Traum spielte.

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Während des Kalten Krieges war China die große, schwer kalkulierbare Variable im Gleichgewicht des Schreckens. Eine heimliche Hoffnung des Westens bestand darin, die Volksrepublik würde die geopolitischen Ambitionen der Sowjetunion in Schach halten. Allerdings verbanden sich mit dem vermeintlich schlafenden Riesen aus westlicher Sicht auch diffuse, aber tiefgreifende Ängste.

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Den folgenreichsten Gedanken zum Werk von Anthony Mann entnahm ich weder einer Kritik, einem Buch noch einem Vortrag, er stammt auch nicht aus dem Bonusmaterial einer DVD. Nicht, dass darin nicht jeweils zahlreiche kluge Interpretationen zu finden wären. Aber den Schlüssel lieferte mir eine unverhoffte Quelle: ein Synchronsprecher.

Gerhard Midding

Vorgestern zerschellte einer meiner schönsten Kaffeebecher auf dem Küchenboden. Ich trennte mich ungern von ihm, aber auch mit Alleskleber war der Schaden nicht zu beheben. Als Kaffeebecher diente er mir, genau genommen, gar nicht mehr: Seit Jahren trank ich nur noch Tee daraus. Eigentlich war er auch nicht wirklich schön, obwohl mir seine tiefblaue Lackierung immer gefallen hatte. Das Beste an ihm war, dass er das Logo von Paramount trug.