Apple TV+: »The Instigators«
Mit Raubüberfällen kennen sich Matt Damon und Casey Affleck bestens aus. Immerhin gehörten beide schon vor über zwanzig Jahren zur legendären »Ocean's Eleven«-Crew (samt Fortsetzungen), auch wenn von diesen Filmen heute eigentlich nur noch die Chemie zwischen George Clooney und Brad Pitt in Erinnerung geblieben ist. Nun jedenfalls sind Matt Damon und Casey Affleck in »The Instigators« in ihren nächsten Heist verwickelt. Was allerdings diesmal schon allein deswegen ein gänzlich anders gelagerter Fall ist, weil die beiden von ihnen verkörperten Figuren keineswegs Experten ihres Faches, sondern eher unbedarfte Quereinsteiger sind.
Rory (Damon) ist ein Ex-Marine und mit seinen Unterhaltszahlungen derart im Rückstand, dass er sich nicht mal mehr traut, seinem Sohn beim Eishockeyspielen zuzuschauen. Seine Therapeutin Dr. Rivera (Hong Chau) hält ihn für selbstmordgefährdet, was aber auch deswegen nicht immer ganz einfach einzuschätzen ist, weil er eher der maulfaule Typ ist, der seine Gefühle nicht gerade nach außen trägt. Umso gesprächiger ist Cobby (Affleck, hier auch als einer von zwei Drehbuchautoren verantwortlich), frisch aus dem Knast entlassen, aber eher Typ Draufgänger mit »Nach mir die Sintflut«-Attitüde als echter Gangster.
Diese beiden werden, eher zufällig, von Mr. Besegai (Michael Stuhlbarg) angeheuert, der einen lukrativen Coup plant. In der Wahlnacht sollen sie unter Anleitung von Scalvo (Jack Harlow) den Safe des korrupten Bürgermeisters nach dessen Siegesparty am Bostoner Hafen ausrauben. Doch in der entsprechenden Nacht läuft nichts nach Plan, angefangen damit, dass der Politiker (Ron Perlman) völlig unerwartet nicht die meisten Stimmen bekommt.
Als das Ganoventrio auftaucht, hat der amtierende Bürgermeister das Wahlergebnis immer noch nicht anerkannt, die Geldtaschen sind längst abgeholt, und als irgendwann Schüsse fallen, kommt ein Polizist ums Leben. Rory und Cobby müssen fliehen, verfolgt von diversen Parteien mit unterschiedlichen Motiven. Zwischenzeitlich hält Rory es für eine gute Idee, Dr. Rivera zu involvieren, doch natürlich verkompliziert das die Sache nur noch mehr
Bis »The Instigators« irgendwann zu einem erstaunlich antiklimaktischen Schluss kommt, passiert so einiges. Doch dafür echtes Interesse aufzubringen, fällt leider schwer. Weder das Drehbuch noch Regisseur Doug Liman, dessen Erfolgsbilanz hinter der Kamera seit jeher mehr als durchwachsen ist, scheinen wirklich zu wissen, wohin die Reise gehen soll, was einen ziemlich unausgegorenen Film ergibt, der in der Summe deutlich schwächer ist als seine Einzelteile. Heist-Thriller und lakonische Komödie, dazu Männer-in-der-Krise-Drama und – wie immer bei Damon und Affleck – auch Boston-Porträt: »The Instigators« ist alles Mögliche, aber bedauerlicherweise dabei auch immer ein bisschen lahm, sowohl was die Action als auch was die Dialoge angeht. Die ungezwungene Lässigkeit eines Steven Soderbergh geht Liman in seiner immer wieder mit bewussten Überzeichnungen spielenden Inszenierung leider vollkommen ab, wogegen auch die durch die Bank sehenswerten Schauspieler*innen machtlos sind.
Besonders ärgerlich ist dabei, wie lieblos gerade mit den Nebenfiguren verfahren wird, wobei nicht immer ganz klar ist, wo das Drehbuch geschludert hat und wo vielleicht doch eher interessante Szenen im Schneideraum verloren gingen. Die von Hong Chau (im vergangenen Jahr für ihre Nebenrolle in »The Whale« für einen Oscar nominiert) gespielte Psychiaterin etwa bleibt arg zweidimensional, und was es mit dem von Ving Rhames verkörperten Special-Unit-Cop auf sich hat, der mit eigenem Panzer durch Massachusetts fährt, wird auch nie klar. Noch härter trifft es nur Mr. Besegai und seinen Kompagnon (Alfred Molina), die nicht nur aufgrund ihres undefinierten Verhältnisses zueinander (Sind sie Brüder? Lover? Was verbindet diese grundverschiedenen Männer?) die eigentlich spannendsten Figuren des Films sind, aber nach zwei Dritteln einfach auf Nimmerwiedersehen aus der Handlung verschwinden. So kommt man am Ende nicht umhin, von »The Instigators« ein wenig gelangweilt, aber vor allem enttäuscht zu sein.
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