Amazon: »Road House«

© Amazon MGM Studios

Ordnung oben ohne

Der Schriftzug kommt einem bekannt vor, wenn man den gleichnamigen Film von 1989 kennt. Damals spielte Patrick Swayze, zwei Jahre nachdem er mit »Dirty Dancing« zum weltweiten Mädchenschwarm wurde, in »Road House« einen Rausschmeißer in einem Nachtclub in Missouri, der Konflikte ebenso unauffällig wie kompromisslos löste und wenig zimperlich seine Fäuste dafür einsetzte. Der Film wurde zum Kult, wegen der spektakulären Actionszenen und Swayzes durchtrainierten Oberkörpers. Ein klassisches B-Movie, das damals in jedem Videoverleih zu finden war. So scheint es dann nur logisch, dass ein Remake 35 Jahre später gleich beim Streamingdienst Amazon erscheint (nach langem Rechtestreit allerdings). Actionspezialist Doug Liman (»Bourne«-Franchise, »Mr. & Mrs. Smith«) weiß natürlich, dass diese hypermaskuline Schlägerorgie aus der Zeit gefallen ist, und inszeniert sein Update mit gerade so viel Ironie, dass er Hardcorefans nicht verschreckt.

Die Hauptrolle spielt mit Jake Gyllenhaal erneut ein veritabler Filmstar, der sich für die Rolle eindrucksvoll in Form gebracht hat. Sein Elwood Dalton ist ein ehemaliger UFC-Kämpfer, der durch die Provinz tingelt und sein Geld damit verdient, bei Amateurkämpfen aufzutauchen und sein Shirt auszuziehen. Das reicht meistens, um den Gegner einzuschüchtern und das Preisgeld einzustreichen. Das sieht auch Frankie (Jessica Williams), die in einem Küstenkaff in Florida eine Strandbar betreibt. In der geht es zwischen der sauf- und rauflustigen Kundschaft regelmäßig so hoch her, dass sie Dalton vom Fleck weg anheuert, in ihrer Kneipe für Ordnung zu sorgen. Gleich einer seiner ersten Einsätze ist eine Bikergang, die den Laden aufmischen will und von Dalton zunächst höflich an die frische Luft geführt und dort im Alleingang mit präzisen Schlägen zusammengestaucht wird.

Sein Auftauchen spricht sich schnell rum, schon am nächsten Morgen grüßen ihn auf der Straße unbekannte Leute mit Namen. Es bringt auch den lokalen Gangsterboss auf den Plan, Ben Brandt (Billy Magnussen), ein sadistischer Despot mit Vaterkomplex, dem der Neuankömmling zu viel Staub aufwirbelt. Und der noch ein paar andere Tricks und Typen in petto hat, um seine Macht zu erhalten.

»Road House« ist pures Spektakel, laut und krawallig, das mit Schauwerten und Entertainment protzt: die Strände Floridas, die aufgeheizte Kneipenstimmung und der Bluesrock der dort auftretenden Livebands, die Verfolgungsjagden mit Motorbooten und die ultrabrutalen Schlägereien, vor allem mit Kampfmaschine Knox (Profiwrestler Conor McGregor), die das Original noch übertreffen. Und nicht zuletzt Gyllenhaals gestählter Körper, den er bei jeder sich bietenden Gelegenheit präsentiert und dabei mit dem Kontrast zu seinem Image als sensibler Nerd kokettiert. Auch Daltons früheres Leben, das ihn zum Eigenbrötler hat werden lassen, der seine Wut nur schwer unter Kontrolle halten kann, spielt noch eine Rolle. Ernst nehmen muss man auch das nicht, selbst im ärgsten Showdown auf Leben und Tod ist noch Zeit und Luft für einen coolen Spruch. Als hätten die Achtziger nie aufgehört.

Meinung zum Thema

Kommentare

Danke, hatte eigentlich nicht vor, den Film zu sehen, aber die Kritik macht Lust drauf. Nur eine Anmerkung:
"Und nicht zuletzt Gyllenhaals gestählter Körper, den er bei jeder sich bietenden Gelegenheit präsentiert und dabei mit dem Kontrast zu seinem Image als sensibler Nerd kokettiert."
Dieses Image hat er ja schon lange abgelegt, man denke an Southpaw, Prince of Persia, The Covenant (in denen er übrigens auch enorm gestählt war) oder an Nightcrawler, Enemy oder Prisoners. Einen sensiblen Nerd spielt er doch seit mehr als 10 Jahren nur noch sehr selten.

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