Kritik zu Kampf der Titanen
Noch ein Remake, noch ein 3-D-Film: In der erneuten Verfilmung des großen Kräftemessens zwischen Zeus, Hades und Perseus erweist sich CGI gegen Mensch als das eigentliche Duell
Die Eule bleibt zu Hause, diesmal. Im Aufbruch begriffen zur Mission, die Königstochter von Argos vor dem Tode durch den Kraken zu bewahren, kramt einer der Krieger eine mechanische Eule hervor, wird aber barsch beschieden, dass diese nicht mitkomme. Was zunächst wirkt wie ein augenzwinkernder cineastischer Verweis auf den originalen »Kampf der Titanen« aus dem Jahr 1981, in dem eben diese Eule vorkam, ist darüber hinaus programmatisch für dieses Remake.
Ich erinnere mich noch genau, wie mich diese mechanische Eule damals ziemlich genervt hat – als ein Versuch, dem Fantasyabenteuer etwas Zeitgemäßes zu geben, war sie doch mit den Tönen, die sie produzierte, den beiden putzigen Robotern aus den »Star Wars«-Filmen nachempfunden. Dieser vermeintliche Anstrich der Moderne aber passte überhaupt nicht zu den Stop-Motion-Figuren des Films, die ihre eigene Märchenwirklichkeit besaßen. »Clash of the Titans« (1981) war der letzte abendfüllende Spielfilm, in dem man die Geschöpfe des Kinomagiers Ray Harryhausen sehen konnte – jene Kreaturen, die man in den Jahrzehnten zuvor in den Kindervorstellungen lieben gelernt hatte. Bei der aufwendigen MGM-Produktion »Clash of the Titans« aber hatte man es ganz offensichtlich mit einem Werk des Kompromisses zu tun, nicht unähnlich den Filmen, die die Marx Brothers vier Jahrzehnte zuvor für dieses Studio gedreht hatten und in denen ihre Komik immer wieder überlagert wurde durch die Liebesgeschichte eines jungen Paares, dem sie helfen mussten. Hier sicherte man sich einerseits ab durch die Anlehnung an den zeitgenössischen Fantasytrend, zum anderen durch die eigene Studiotradition, »more stars than there are in the heavens« zu bieten: Also besetzte man die Götter mit britischen Bühnenstars, allen voran Laurence Olivier als Gottvater Zeus. Das verlieh dem Film etwas Gewichtig-Schwerfälliges und einen gewissen Trash-Charakter (Ursula Andress als Göttin der Liebe). Man muss diesen Film also keineswegs gegen die »Entweihung« durch ein Remake verteidigen: Die Eule bleibt diesmal zu Hause – und das ist auch gut so.
»Clash of the Titans« (2010) ist eine gradlinige Actionfantasy mit einigen fantasievollen Geschöpfen, etwa den riesigen Skorpionen, und als Beigabe eine Meditation über Götter, Menschen und die Halbwesen dazwischen, wie Perseus, den Helden der Geschichte, den Sam Worthington (»Avatar«) einmal mehr als Soldaten gibt – die schauspielerisch interessanteren Parts haben Mads Mikkelsen als sein Lehrmeister und Ralph Fiennes als Gott der Unterwelt.
Übrigens greift auch das Remake bei der Besetzung der Götter auf das britische Reservoir an Schauspielern zurück, und Zeus trägt hier ein silbrig reflektierendes Gewand, das fatal an die Siebziger-Jahre-Discomode erinnert. Da hat der Film denn doch seinen Trashmoment.
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