Kritik zu Men in Black 3
Sie sind mitten unter uns. Und zwar schon lange. Das späte MIB-Sequel führt zu den Anfängen des intergalaktischen Agenten-Business zurück und gibt sich hübsch nostalgisch
Ein Jahr nach Roland Emmerichs patriotischem Invasorenspektakel Independence Day kam 1997 mit Men in Black eine Science- Fiction-Komödie in die Kinos, die mit den Überfremdungsphobien des Genres gründlich aufräumte. Barry Sonnenfelds hochamüsantes Bekenntnis zur multigalaktischen Gesellschaft stellte die schlüssige These auf, dass die Außerirdischen längst unter uns sind. Damit die Urbevölkerung nicht in Panik geriet, wurden die glitschigen Aliens in menschliche Ganzkörperkorsetts gesteckt, und eine eigens geschaffene Geheimbehörde überwachte das Wohlverhalten der Einwanderer. Der steingesichtige Tommy Lee Jones und der hyperaktive Will Smith spielten die Alien-Cops, die mit okkulten Waffen auf die Gesetzesbrecher unter den Außerirdischen Jagd machten. Fünf Jahre später verlor sich die originelle Idee mit dem unvermeidlichen Sequel in einer Nummernrevue aus unteraußerirdischen Gags. Nach zehnjähriger Pause schickt Barry Sonnenfeld die Agenten K (Tommy Lee Jones) und J (Will Smith) nun erneut ins Rennen und lässt sowohl die Charaktere als auch die Erzählung etwas reifer erscheinen. Men in Black 3 wartet mit einer tragfähigen Story, persönlichen Entwicklungsprozessen und sogar ein wenig psychologischem Tiefgang in der Schlusswendung auf. All das gehörte bisher nicht zwingend zum Konzept der schwarzen Herren, die sich einer angenehm anspruchslosen Mischung aus Gaudi und Coolness verpflichtet fühlten. Im dritten Teil steht die Rettung der Welt auf dem Programm, was nicht gerade eine originelle Prämisse darstellt. Auch dass Agent J dafür auf eine Zeitreise gehen muss, die ihn ins Jahr 1969 führt, ist keine narrative Errungenschaft. Interessanter wird die Angelegenheit dadurch, dass Josh Brolin die jüngere Version von Tommy Lee Jones spielen muss. Ein Vorhaben, das zum Scheitern verurteilt scheint, das Brolin aber meisterhaft bewerkstelligt. Was Brolin mit seiner Stimme anstellt, wie er sie Jones’ ureigener Intonation anpasst und diese um Nuancen variiert – das ist ganz große Handwerkskunst (also dringend empfohlen: die Originalfassung). Auf der Jagd nach dem Bösewicht, der eine Alien-Invasion vorbereitet, geraten die Agenten im Jahre 1969 nicht nur auf eine Party in Andy Warhols »Factory«, sondern mischen auch den Start der Apollo 11 auf, die sich auf den Weg zur ersten Mondlandung befindet. Sonnenfeld spielt den Sixties-Faktor aus, ohne in ein zielloses Retrofieber zu verfallen. Besonderes komödiantisches Kapital wird aus der Low-Tech-Ausrüstung der Agenten geschlagen, die ihre Geheimwaffen mit externen Batterien betreiben müssen. In der visuellen Textur präsentiert sich Men in Black 3 nicht als hochgerüstete Modernisierung, sondern fühlt sich eher der Kontinuitätverpflichtet; der Film imitiert den Stil der späten Neunziger, in dem die digitalen Effekte sich noch längst nicht so nahtlos ins Spielfilmgeschehen integrieren ließen, und lässt einen Hauch von selbstironischer Nostalgie durch die Bilder wehen.
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