12/2008

In diesem Heft

Filmkritik

Der Film zeichnet den Lebensweg des islamischen Vordenkers und Gelehrten Muhammad Asad (geboren als Leopold Weiss) nach und entwickelt sich dabei zu einem Plädoyer für Toleranz und Weltoffenheit, die in den Schriften und im Wirken Asads an erster Stelle standen
Drei Mädchen wollen der Enge einer badenwürttembergischen Kleinstadt entfliehen: durch Tanz, Sex oder die große Liebe. Wie viele Debüts ist auch »Little Paris« überbordend von Ideen, die allerdings nicht immer zueinanderfinden
Diane English hat George Cukors Screwball-Klassiker mit einer ansehnlichen Riege berühmter Schauspielerinnen gründlich modernisiert. Statt um Zickenkrieg geht es jetzt um Frauenfreundschaft und weibliche Selbstfindung Dabei wirkt die Neuauflage erheblich weniger angestrengt als das Original, büßt aber auch die Schärfe des Dialogwitzes ein
Dokumentarfilm über das Überleben nach der Wende: Die Freiheit ist mehr als nur ein Versprechen, und Zukunft ist immer das Ergebnis der Vergangenheit. Anhand von Einzelschicksalen schildert Bianca Bodau, wie sich eine ganze Gesellschaft neu erfinden muss
Arbeitslose Vorortbewohner, allen voran der rührende Bühnenarbeiter Pigoil, kämpfen mit viel Herz im politisch stürmischen Paris von 1936 um ihr Varieté als Lebenssinn und Wunschmaschine
Wie kann man menschliche Notdurft zu Geld machen? Bisweilen etwas zäh, aber in schönen Bildern erzählt der Film eine Geschichte aus der uruguayischen Provinz
Familiengeschichte, Märchen, Arbeitsstudie, Meditation über die Zeit: all das ist Mario Schneiders wortkarges und genau beobachtetes Porträt eines Vaters und seines Sohnes, die im Mansfelder Land gemeinsam Schrott in schöne Dinge verwandeln
Dokumentarfilm über einen ehemaligen Boxchampion, der ein Comeback versucht: Gut fotografiert und präzise beobachtet, ist »Comeback« das Porträt eines Mannes, der trotz beruflicher Niederlagen kein »Verlierer« ist
Zootiere in der freien Wildbahn: in der Fortsetzung des Animationserfolges sehen sich die vier Freunde aus dem New Yorker Zoo in Afrika mit ihren Artgenossen konfrontiert. Wie die meisten Dreamworks-Animationsfilme recycelt auch dieser bekannte Motive und gefällt eher durch einzelne Gags als durch originelle Figuren oder gar eine überraschende Geschichte
Ein fast altmodischer Thriller, der das Genre des »Zug«-Films wiederbelebt. Woody Harrelson und Emily Mortimer spielen ein amerikanisches Ehepaar, das auf einer Überlandfahrt im Transsibirien-Express zwischen die Fronten eines Drogenkriegs gerät. Der Film nimmt sich viel Zeit, bis er richtig in Fahrt kommt, überrascht dann aber umso mehr mit einigen gut gesetzten Wendungen
Ebenso simples wie solides Remake des kleinen Skandal-B-Films Frankensteins Todesrennen aus dem Jahr 1975, das nun als Steilvorlage für ein Videospiel funktioniert
Die Zeit der deutschen Besatzung und des Holocaust sind im französischen Kino noch immer ein brisantes, mit zahlreichen Tabus belegtes Thema. Claude Miller inszeniert das Drama um verleugnete jüdische Existenz und eine verdrängte Familientragödie als ein Meisterstück des subjektivierten Erzählens
Versuch eines auf Weihnachten eingestimmten Kinderabenteurfilms, in dem ein keckes Kinderheldentrio auf Zeitreise und Schatzsuche geht, während ihnen zwei kuriose Bösewichter stets dicht auf den Fersen sind. Konzeptionell nicht schlecht ausgedacht, aber in der Inszenierung lendenlahm und uninspiriert
Filmemacher Erich Schmid und Max Bills letzte Frau Angela Thomas Schmid finden in ihrem Dokumentarfilm vor lauter Nähe und Ehrfurcht nicht zu einer autonomen Erzählweise
Zwei junge Amerikanerinnen schliddern in einen sommerlichen Liebesreigen, als sie in Spanien einen Künstler kennenlernen, der ihnen ein eindeutiges Angebot macht. Woody Allen gelingt im Spiel mit Klischees eine kluge Reflexion über Liebe und Leidenschaft – und eine höchst sinnliche Liebeserklärung an seine Hauptdarstellerinnen, zu denen auch Barcelona gehört
Pianistin von Weltruhm, Mutter von sechs Kindern und Frau eines kränkelnden Komponisten: Clara Schumann versuchte sich schon 1851 an der Quadratur des Ehe-Karriere-Kreises. Helma Sanders-Brahms hat ihr einen Film gewidmet, der eher Begeisterung fürs Zuhören weckt
Der eigenwillige, meditativ erzählte Vampirfilm »So finster die Nacht« aus Schweden verzaubert mit sprödem Realismus, der weit entfernt ist von gängigen Horrorfilmklischees. Erst wenn warmes Blut aus geöffneten Kehlen auf gefrorenen Schnee spritzt, kommt Leben und Geschwindigkeit in den Film
Ridley Scotts neuestes Werk ist ein Mix aus Kriegsdrama und Spionagefilm: Leonardo DiCaprio als gebrochener Held, der in Nahost eine neue Heimat findet, setzt Körper und Seele aufs Spiel im Krieg der CIA gegen den Terror. »Der Mann, der niemals lebte« ist ein klassischer Thriller mit überraschenden Untertönen
Ein alternder schwarzer Polizist tyrannisiert seine Kinder, seine Nachbarschaft und ein junges Ehepaar, die das Haus neben dem seinen beziehen. Sein zunehmender Realitätsverlust mündet in gewaltsame Auseinandersetzungen, die Neil LaButes sorgfältige und subtile Inszenierung zunehmend gewöhnlicher erscheinen lassen
Leben nach dem Fußball: Die Regisseurin Aysun Bademsoy hat fünf ehemalige Spielerinnen einer türkischen Mädchenfußballmannschaft porträtiert und sich mit ihnen über Leben und Schicksalsschläge, über Identität und Emanzipation unterhalten
Bent Hamers lakonische Sketchparade über den Unruhestand eines pensionierten Eisenbahners erinnert an den Slapstick eines Jacques Tati. Mit abgründiger Ironie entwirft er erneut das Universum eines leicht autistischen Kauzes, dem aber diesmal ein Happy End gegönnt wird
Das 22. Bond-Abenteuer »Ein Quantum Trost« knüpft nahtlos an »Casino Royale« an und schickt den britischen Agenten auf eine erbitterte Hetzjagd rund um die Welt. Die Actionszenen sind von inszenatorischer Kurzatmigkeit geprägt, während die Story zur ironiefreien Zone erklärt wird. Bond ist Gottes einsamster Krieger, von Trauer zerfressen und von Rache getrieben

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