Kritik zu Comeback
Regiedebütant Maximilian Plettau beobachtet in seinem Dokumentarfilm zwei Männer beim Versuch, einen Traum zu realisieren: den einstigen Boxchampion Jürgen Hartenstein und seinen Trainer bei der Arbeit für ein Comeback
Zwischen den Schrägen eines spärlich beleuchteten Dachbodens drischt ein Mann unaufhörlich auf einen Sandsack ein. Immer und immer wieder verpasst er dem ledernen Zylinder Rechts-Links-Kombinationen, drischt sich förmlich in einen Rausch hinein. Völlig erschöpft hält er schließlich inne, dreht sich schnaufend von der Kamera weg. Das wirkt im ersten Moment, zumal in einem Dokumentarfilm, wie die Aufbereitung eines alten Klischees: der Boxer als Underdog mit stählernem Kampfgeist. Dann aber, in seiner Drehbewegung, scheint der erschöpfte Mann kurz ins Schwanken zu geraten, ein ganz klein wenig nur – und doch reicht dieser unkontrollierte Augenblick der Schwäche aus, um der ganzen Szene eine überraschende Wahrhaftigkeit zu geben: als Porträt eines Mannes, in dessen unbedingtem Willen zum Erfolg immer auch die sehr reale Möglichkeit des Scheiterns mitschwingt.
Der Mann, um den es geht, ist Jürgen »The Rock« Hartenstein. Mit 27 war er deutscher Champion im Supermittelgewicht, inzwischen ist er Mitte 30 und hat seit drei Jahren nicht mehr im Ring gestanden. Comeback, der Abschlussfilm des HFF-Studenten Maximilian Plettau, begleitet den Boxer bei seinem Versuch, in den USA ein Comeback zu starten.
Zur Entstehungszeit des Films lebt Hartenstein in München. Hier bereitet er sich mit seinem Trainer Markus Kane auf den erhofften Profikampf vor. Seinen Lebensunterhalt verdient der Ex-Champ als Türsteher; in seiner Freizeit hilft er Markus dabei, eine alte Turnhalle zu einem Boxstudio auszubauen.
Plettau vermeidet jede Romantisierung. Wenngleich er mit seiner Kamera dem Boxer immer wieder sehr nahe kommt, wahrt er eine große emotionale Distanz zu seinem Protagonisten. Es gibt keine Interviews und keine Off-Kommentare. »Comeback« zeigt mit einer im zeitgenössischen Dokumentarfilm selten gewordenen Nüchternheit die schäbige Realität eines Sports, der in den letzten Jahren immer mehr zu einem keimfreien Society-Event aufgeputscht wurde.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns