Kritik zu Little Paris

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Miriam Dehne war an Episodenfilmen wie »Stadt als Beute« beteiligt und wurde als Regisseurin der Internetsoap »They Call Us Candy Girls« bekannt. »Little Paris« ist ihr erster Spielfilm

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Was Castingshows wie »Deutschland sucht den Superstar« mit ihrem billigen Glamour und gnadenlosen Selbstoptimierungsauftrag angerichtet haben, lässt sich nur vermuten. Der Traum von der Bühne spukt jedenfalls auch in diesem Film herum, gleichzeitig der Verdacht, dass dieser Traum so faul sein könnte wie der von der großen Liebe oder von Ehe und Eigenheim. »Little Paris« ist Tanzfilm und Coming-of-Age-Geschichte und wie viele Debüts überbordend von Ideen, die nicht immer zueinander finden.

Im Mittelpunkt stehen drei Freundinnen in einer baden-württembergischen Kleinstadt: Luna arbeitet in der örtlichen Fleischfabrik und träumt vom Tanzen; Eve hat das Brautkleid für ihre Hochzeit mit dem braven Stefan schon gekauft; und Barbie jobbt in der Intimbar »Flamingo«, während sie auf ihre große Liebe Wassily wartet. Die Jugendfreundschaft der drei hat ihr Verfallsdatum eigentlich überschritten. Luna ahnt, dass sie die Stadt ihrer Kindheit verlassen muss. Als der attraktive, geheimnisvolle Tänzer G auftaucht und ihr anbietet, sie zu trainieren, kann sie nicht widerstehen.

Dass die Regisseurin mit den »Dirty Dancing«- und »DSDS«-Elementen so gelassen spielt und die Erwartungen mit klarem Understatement unterläuft, ist eine angenehme Überraschung. Der Tanzwettbewerb in der örtlichen Großdisco, an dem Luna und G gemeinsam teilnehmen, ist ebenso wenig glamouröser Höhepunkt des Films wie der Contest in Berlin, zu dem die beiden daraufhin eingeladen werden. Cool sollen die Figuren selbst sein – und tatsächlich haben vor allem die Mädchen mit ihren High Heels und Engelsflügeln, in ihren Paillettenoberteilen und Puppenkleidern etwas geheimnisvoll Verzauberndes, während die Männer ziemliche Pappkameraden abgeben.

Die baden-württembergische Provinz wirkt ziemlich lässig durch dieses Personal; die Mechanismen einer Kleinstadt interessieren die Regisseurin allerdings wenig. Sehenswert ist die sanft surreale Atmosphäre des Films. Immer wieder gelingen der Regisseurin poetische Szenen wie die in der Flamingo-Bar mit Barbie als engelhafter Schlampe im Fetischkleid. Ihr fehlt jegliche Erdung, während Eve mit ihren Neubauplänen schon wie einzementiert wirkt in der Kleinstadt. Zwischen die Szenen mit den Mädchen hat Dehne Aufnahmen von Rehen geschnitten, die großäugigsanft in die Kamera blicken. Es ist kein Zaun zu sehen, dennoch sind es sichtlich Zuchttiere, gehalten, um im Kochtopf zu landen.

Nicht alle Ideen der Regisseurin sind so überzeugend. »Little Paris« hat jugendlichen Charme; manche Einfälle aber sind kaum mehr als ein Selbstzweck, wie etwa der, einen Eiffelturmnachbau als Wahrzeichen des Ortes zu installieren. Da ist der Einfluss des Internets zu spüren: seine Offenheit, seine Freiheiten, seine schnellen Reize – und die Orientierungsschwierigkeiten der Generation, die damit aufgewachsen ist.

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