Kritik zu Speak No Evil

© Universal Pictures

Das Remake des gleichnamigen dänischen Psycho- und Horrorthrillers spielt in England und zelebriert nun einen Culture Clash zwischen Briten und Amerikanern

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Es gibt ein Standfoto aus diesem Film, in dem James McAvoy sicherlich nicht zufällig an Jack Nicholson in »The Shining« erinnert: ein Mann, der vor einer geschlossenen Tür zum gefährlichen Biest wird. Ganz langsam baut sich diese Bedrohung auf, von kleinen Anzeichen, dass hier irgendetwas nicht stimmt, zu immer alarmierenderen Signalen für Lebensgefahr. 

In den ersten Szenen des Films wirkt Paddy (McAvoy) wie ein freundlich charmanter Ehemann und Vater, der mit einem fremden Kind auf dem Rücksitz vielleicht ein bisschen zu riskant Motorrad fährt, aber ansonsten beneidenswert sorglos, frei und schlagfertig ist. Ganz langsam und wohldosiert schält McAvoy den Wolf aus dem Schafspelz he­raus, während Regisseur James Watkins die Schauplätze als Stimmungsbilder inszeniert, vom sonnengetränkten Italienurlaub über das dunstig graue Alltagsleben in London bis hin zum heimeligen Hüttenwochenende bei Urlaubsbekannten auf dem Land, das sich zunehmend verdüstert.

»Speak No Evil« ist das amerikanische Remake des dänischen Thrillers »Gæsterne«, der in den deutschen Kinos auch schon unter dem Titel »Speak No Evil« lief. Das Katz-und-Maus-Spiel einer holländischen Gastgeberfamilie mit einer biederen dänischen Familie verlagert der britische Regisseur auf eine in England lebende amerikanische Familie und ihre britischen Urlaubsbekanntschaften. 

Alles wollen die Daltons richtig machen, doch in ihrem Bemühen, freier, cooler und ungezwungener zu wirken, als sie sind, setzen sie ihre ganze Existenz aufs Spiel. Wie die besten Filme aus der umtriebigen Horrorschmiede von Jason Blums Blumhouse Productions birgt auch dieser Film einen beißenden Kommentar zur modernen Gesellschaft, in der die Instinkte durch alle möglichen Selbst­optimierungsmechanismen gestört sind. Intakt sind sie nur bei den scheinbar schwächsten Gliedern, den Kindern, die in Horrorfilmen nie ernst genommen werden.

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