Kritik zu Don't Worry Darling
Olivia Wildes zweite Regiearbeit nach ihrem »Booksmart«-Erfolg erzählt von Rissen in einer altmodischen Vorstadt-Idylle und beeindruckt mehr mit Stil und erlesenem Design als mit seiner Thrillerhandlung
Eine Liebesgeschichte beim Dreh, ein Star, der mit seiner Regisseurin nicht mehr reden will, eine Umbesetzung und interne Botschaften, die dadurch an die Öffentlichkeit kamen – von »Don't Worry Darling« war noch kein Trailer erschienen, als sich die Schlagzeilen bereits überboten. Die zweite Regiearbeit der US-amerikanischen Schauspielerin Olivia Wilde nach ihrem mit viel Lob versehenen »Booksmart« von 2019 feierte schließlich auf dem Filmfestival von Venedig Premiere, wo das Verhalten der Stars erneut akribisch analysiert und dramatisiert wurde – der Film selbst aber eher eine Enttäuschung darstellte.
Harry Styles und Florence Pugh spielen ein junges Paar in einer Vorstadtidylle, wie man sie aus den idealisierten 50er oder 60er Jahren kennt. Es geht zu wie in einem Werbespot: ein modernes Häuschen mit perfekt eingerichteter Küche, wo sie ihm morgens Speck und Eier zum Frühstück bereitet, um ihn danach vor der Haustür mit einem liebenden Kuss winkend zur Arbeit zu verabschieden. Als die Kamera von ihnen wegzoomt, zeigt sich, dass ihr Häuschen neben vielen anderen steht, wo andere Frauen ihren davonfahrenden Männern nachwinken. Die Mode, die Automodelle, das Verhalten – es wirkt alles ausgesprochen »vintage«, auf schicke Weise altmodisch.
Tatsächlich ist die Idylle so erdrückend perfekt, dass sie bald Risse bekommt. Es sind diffuse »Fehler«, die zunächst nur Pughs Figur Alice zu bemerken scheint. Eine der anderen »perfekten Hausfrauen« äußert düstere Sätze und versucht, sich umzubringen. Oder doch nicht? Für Alice fühlt sich ein Moment an, als würde sie zwischen den Wänden ihres eigenen Häuschens erdrückt, aber das ist nur ein Gefühl, oder? Die Eier, die plötzlich hohle Hüllen sind, passiert ihr das nur im Traum? Dann bemerkt sie auf dem Weg in die nahe Shopping-Mall, wie in der Nähe ein Flugzeug abstürzt. Sie zwingt den Busfahrer, sie aussteigen zu lassen, um zur Absturzstelle vorzudringen – und auf dem Weg dahin entdeckt sie ein Geheimnis, das sie zuerst selbst nicht zu begreifen scheint
Was es mit der Perfektion der Vorstadt- und Hausfrauenkulisse auf sich hat und was der von Chris Pine gespielte zentrale Arbeitgeber und Erfinder mit all dem wirklich im Schilde führt, das alles enthüllt sich erst um einiges später im Film, nicht immer ganz so überraschend wie von der Regisseurin intendiert. Mit seinem detailverliebten Production-Design und den ästhetisch ungeheuer erlesenen Bildern beeindruckt »Don't Worry Darling« mehr mit Stil als mit Inhalt. Das aber gelingt so wirkungsvoll, dass man über einige Logikfehler in der Handlung gern hinwegsieht. Leider dreht sich die Handlung an der Stelle der kleinen Fehler in der Idylle zu lange im Kreis. Als gen Ende mit einem Schlag die Aufklärung und der Showdown kommen, offenbart sich ein Potenzial nicht nur für eine feministische Interpretation, sondern auch für eine Raffinesse, die man zu Anfang nicht vermutet hätte.
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