DVD-Tipp: »On the Road to Hollywood« (1982)

Aus dem Nachlass Bernhard Frankfurter bei SYNEMA: Paul Henreid, dahinter Bernhard Frankfurter. Foto: © Gerhard P. Winter

Aus dem Nachlass Bernhard Frankfurter bei SYNEMA: Paul Henreid, dahinter Bernhard Frankfurter. Foto: © Gerhard P. Winter

Ein wenig scheint sie aus dem Licht einer größeren Öffentlichkeit verschwunden zu sein, die Beschäftigung mit dem Filmexil, das 1933 mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft einsetzte – zumindest, wenn man sich an die Zeiten erinnert, als die Berlinale-Retrospektive 1983 sechs exilierten Schauspielern gewidmet war und die Kinemathek in Berlin zwischen 1992 und 2005 22 Hefte der Zeitschrift »FilmExil« herausgab.

Mit »On the Road to Hollywood« liegt jetzt ein Dokument zur deutsch-österreichischen Filmemigration vor. Ab 1933 war Österreich einige Jahre lang ein »Ausweichland« für deutsche Filmschaffende, die in Deutschland selber nicht mehr arbeiten konnten. Der 1982 erstaufgeführte Film stammt von dem österreichischen Journalisten und Filmemacher Bernhard Frankfurter (1946-1999). Ihn beschrieben die Herausgeber dieser DVD, Brigitte Mayr und Michael Omasta von der Filmforschungsgesellschaft SYNEMA (die Frankfurters Nachlass erwerben konnten und diesen jetzt »sukzessive aufarbeiten«), bei der kürzlichen Vorstellung des Films im Berliner Zeughauskino als »vitalen Widerstandsgeist«, der sich vergessener und verdrängter Themen der Zeitgeschichte annahm, der sich engagierte in Gewerkschaften und Standesvertretungen, für die staatliche Filmförderung kämpfte und 1999 den Carl-Mayer-Drehbuchpreis initiierte, nachdem er zuvor ein Buch über ihn herausgegeben hatte.

Anders als Günter Peter Strascheks, der in seiner fünfteilige WDR-Dokumentation »Filmemigration aus Nazi-Deutschland« (1975) auf lange starre Einstellungen seiner Gesprächspartner setzte, ist Frankfurter mehr einer journalistischen Verfahrensweise verpflichtet, er setzt sich selber als nachforschenden und -fragenden Detektiv ins Bild, präsentiert seine Forschungsergebnisse in Form von Aktenordnern mit Zeitungsausschnitten und Karteikarten, während aus dem Off Texte aus seinem Arbeitstagebuch zu hören sind. Dabei gelingt ihm eine Balance zwischen den individuellen Schicksalen durch die Erzählungen der Emigranten (die bekanntesten sind der Autor und Regisseur Walter Reisch und der Schauspieler und Regisseur Paul Henreid) und der Verdeutlichung von Hintergründen, etwa verschärften Arbeitsgesetzen, durch die Ausführungen von Filmhistorikern. Das begleitende Booklet (26 S.) enthält Informationen zu den Gesprächspartnern und zu Bernhard Frankfurter selber, auch eine Auswahlfilmografie von dessen Arbeiten. – Vielleicht auch eine Anregung für weitere Kinoreihen zum Filmexil. 


On the Road to Hollywood Österreich 1982, R: Bernhard Frankfurter, DVD, 101 Min., Anbieter: SYNEMA/Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus Wien

Bestellmöglichkeit (DVD)

 

 

Retrospektive Bernhard Frankfurter

Unter dem Titel »Wiederentdeckt. Filme von Bernhard Frankfurter« findet in Zusammenarbeit von Filmarchiv Austria mit SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien, kuratiert von Michael Omasta und Brigitte Mayr, im Metro Kino Kulturhaus (Wien) eine Retrospektive statt. Gezeigt werden zwischen dem 17.2. und dem 3.3. insgesamt elf Arbeiten Frankfurters, vom 29minütigen Magazinbeitrag für eine Fernsehreihe 1973 bis zum abendfüllenden Dokumentarfilm »SS-Nr. … – Ein SS-Arzt in Auschwitz« (1984).

www.filmarchiv.at

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