10/2011

In diesem Heft

Filmkritik

Was Sie schon immer über die ruinösen Mechanismen des Bankbusiness wissen wollten: J.C. Chandors Thriller »Der große Crash – Margin Call« zeigt das verhängnisvolle Zusammenspiel von Karrieresucht, Luxus, Zynismus und Restskrupeln
Eine Braut, ihre Schwester, ihr Schwager und der Weltuntergang: melodramatisch und gleichzeitig nüchtern, berührend und doch unsentimental ist dies vielleicht Lars von Triers schönster Film
Verquickung von Politik und Kunst in den 40er Jahren in der Ukraine: Konventionell entfaltete Geschichte einer schicksalhaften Freundschaft zwischen zwei russisch-jüdischen und einem deutschen Kind
Wieder hat Johannes Schmid einen berührenden Film vorgelegt, der zwei spannende Geschichten geschickt verbindet
Wehmütiger Dokumentarfilm über eine Hirtenfamilie in den transsilvanischen Karpaten, deren Lebens- und Arbeitsweise von der Moderne bedroht ist
Mit der melodramatischen Geschichte einer nicht ganz freiwilligen Geschlechtsumwandlung erfindet Pedro Almodóvar – dank einer Frischzellenkur mit Cronenbergs »neuem Fleisch« – sich selbst wieder einmal neu
Eine zweifache Leidensgeschichte in der winterlichen Schweiz, in der die Begegnung zwischen einem verbitterten alten Mann und einer tief verletzten Pflegerin einen wechselseitigen Heilungsprozess in Bewegung setzt
Die zigste Love-Story-Variante: Junge mit Todeserfahrung trifft todgeweihtes Mädchen. Alles sehr traurig, aber leider auch ganz schön abgeschmackt
20 Jahre hat Paul Gratzik für die Stasi gearbeitet. Regisseurin Annekatrin Hendel entwirft in ihrer Dokumentation ein widersprüchliches Porträt des Schriftstellers
Neuartiges Super-Virus löst weltweite Super-Epidemie aus: Spannender Katastrophenfilm, der unter anderem Matt Damon, Laurence Fishburne, Kate Winslet und Marion Cotillard an die Viren-Front schickt
Eine alleinerziehende Mutter, die das Sorgerecht über ihre Kinder zu verlieren droht, wird in eine Kur an der Nordsee verschickt. Eindringliches Drama mit beklemmend authentischer Antiheldin
John Singleton verpasst dem Actiongenre eine Frischzellenkur, indem er Taylor Lautner als jugendlichen Helden in eine klassische Ich-gegen-den-Rest-der-Welt-Story implantiert, bleibt dabei aber altmodischer Handwerker
Auf den ersten Blick ein Arthouse-Film fürs Ü-40-Publikum, der sich als großes Kino in kleiner, feiner Form entpuppt. Ein Liebesthriller und ein Toskana-Road-Trip der sanften, aber bestimmten Melancholie
Im Sequel zum Millionenerfolg muss der kleine Wickie nicht nur seinen Vater befreien, sondern sich auch noch mit dem Schrecklichen Sven um Thors Hammer streiten. Geradliniger inszeniert als der erste Teil, driftet das Sequel in uninspirierte Fantasy ab
Britisches Lower-Class-Drama: Ein gewalttätiger Trinker und eine geprügelte Ehefrau finden zu einer scheuen Beziehung. Der Film besticht durch hervorragende Hauptdarsteller
Die internationalen Verwicklungen des Agentenalltags sind auch im zweiten Abenteuer des tollpatschigen Johnny English nur ein Gerüst, auf dem Rowan Atkinson seine bewährten Komikkunststückchen vollführt
Markus Gollers Film vertraut auf die Kraft bajuwarischer Komik und auf den Effekt deftiger Kontraste. Das Thema Telefonsex im Bayerischen Wald weitet er mit drei fabelhaften, inspirierten Schauspielerinnen zum Drama von Frauen in der Krise
Elmar Wepper als grantelnder Taxifahrer in Nürnberg, der ein sechsjähriges türkisches Mädchen widerwillig unter seine Obhut nimmt. Eigentlich eine hübsche Komödienidee, halbherzig in Szene gesetzt
Unverkennbar Godard. Ein komplexer Essayfilm voller Schönheiten, der viel Ratlosigkeit hinterlässt. Prophetisch: der Film zur Krise Europas.
Charlotte Rampling spricht mit Kollegen und Freunden über ihre Karriere. Poträt einer Frau, die nie den einfachen Weg gegangen ist, und für ihren Eigensinn bis heute verehrt wird
Ein Söldner soll drei Mitglieder einer britischen Spezialeinheit töten und gerät dabei ins Visier eines Ex-SAS-Offiziers. Leider geht über viel Action das politische Potenzial der Geschichte verloren
In den letzten vier Tagen vor der endgültigen Kapitulation der Deutschen entbricht ein Kampf um ein Kinderheim auf Rügen: Freund und Feind beobachtet aus dem Blickwinkel eines kindlichen Nazis, der seine Lektion über den Krieg lernt: »4 Tage im Mai«
Der Drogentod eines 24-jährigen jungen Mannes ist der fiktive Ausgangspunkt für eine zärtlich-melancholische Dokumentation über das Leben junger Menschen an den armen Randbezirken im Nordosten von Baltimore, wo auch der Regisseur aufgewachsen ist
Remake des gleichnamigen Horrorfilms aus dem Jahr 1985, das seinen neuen Schauplatz Las Vegas ebenso verschenkt wie das Potenzial seiner Darsteller
Ambitioniertes Drama über ein junges amerikanisches Paar, das bei dem Versuch, sich eine Katze zuzulegen zu sich selbst findet. Etwas überladenes Hippie-Rührstück
Nach der Ermordung Abraham Lincolns kämpft ein Anwalt um einen fairen Prozess für eine mutmaßliche Mitverschwörerin. Robert Redford erzählt in »Die Lincoln Verschwörung« den authentischen Fall historisch akkurat und mit Bezügen zu aktueller Politik. Stark gespieltes Kino mit Moral, aber ohne Brimborium
Der letzte Teil von Glawoggers Trilogie zur globalen Arbeit: Ein Triptychon aus Bordellen in Thailand, Bangladesh und Mexiko, das mit spiritueller Überhöhung und Bildgewalt sein archaisches Frauenbild überkleistert, wegen der Einblicke in sonst verschlossene Welten aber von Interesse sein kann
Ein bedrückendes Thema in einem Beziehungsdrama aus den Niederlanden: Eine junge Frau erkrankt an Brustkrebs und ihr Mann ist von der Situation überfordert. Leider quält der Regisseur die Zuschauer mit einer ausufernden Werbeclip-Ästhetik und einer herzlosen Dramaturgie
Eine unfassbar belanglose Sterbekomödie, in der das Lotterleben einer erfolgreichen Werbefrau mit Darmkrebs bestraft und ihre Leidensbereitschaft mit einem hübschen Arzt belohnt wird
Radu Muntean beschreibt den Alltag eines rumänischen Ehepaares im Moment seiner Auflösung. Ein großartig beobachtetes, diskret gefilmtes Drama, in dem sich die neue bürgerliche Klasse Rumäniens zu Wort meldet
Zuerst sieht es nach einer Coming-of-age-Geschichte à la Salinger aus, wenn der 17-jährige George keine Hausaufgaben mehr machen möchte und sich unglücklich in eine hübsche Mitschülerin verliebt. Dann aber wandelt sich die Story zu banalstem Konformismus und Strebertum

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