Kritik zu Dem Himmel ganz nah

© GMfilms

2010
Original-Titel: 
Dem Himmel ganz nah
Filmstart in Deutschland: 
13.10.2011
L: 
96 Min
FSK: 
6

. . . ist man in den rumänischen Karpaten, wo die letzten Schafhirten der Berge zu H ause sind und sich störrisch den EU-Verordnungen der Käseherstellung verweigern. Dokumentarfilmer Titus Faschina porträtiert eine dreiköpfige Familie

Bewertung: 4
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Für das rumänische Touristenamt in München ist die Welt noch in Ordnung: Es gebe kaum mehr ein Land in Europa, in dem die jahrhundertealte Tradition der Schafbewirtschaftung so lebendig sei wie in Rumänien, ist auf dessen Informationsseite im Internet zu lesen. Eine andere Geschichte erzählt der Dokumentarfilm des Berliner Regisseurs Titus Faschina, für dessen präzise Bildgestaltung Bernd Fischer verantwortlich ist. Er sieht die Kultur der Schafhirten auf den Gebirgszügen der transsilvanischen Karpaten bedroht: EU-Normen gängeln die Menschen bei der althergebrachten Lebensmittelproduktion, Weideflächen werden privatisiert, und die Landflucht führt zu einer Verödung der Almen.

Auch Nachbarn der dreiköpfigen Familie Stanciu, die mit Augenmerk auf Details porträtiert wird, haben ihre Hütten in den Bergen verlassen. Der Film begleitet Dumitru, seine Frau Maria und ihren Sohn Radu, der frühmorgens zu Fuß ins weit entfernte Dorf im Tal aufbricht, um den Bus zur Berufsschule zu nehmen, durch ihren Alltag: beim Hüten der Schafe, beim Ausmisten, Melken und Scheren; bei der Käseherstellung und dem Mähen der Wiesen mit der Sense. Die Kamera zelebriert diese Handarbeit, bei der jeder Griff sitzt, mit langen Einstellungen, auch auf einfache Utensilien in Haus und Hof. Dumitru Stanciu erzählt, dass in dieser Umgebung von klein auf fürs Spielen wenig Zeit blieb. Seinem Sohn, der eine Ausbildung zum Veterinärtechniker macht, gefällt es in den Bergen trotzdem besser als in der Stadt: »In der Schäferei ist die Freiheit viel größer«, sagt Radu.

Der Schwarz-Weiß-Film, der in Farbe gedreht wurde, die man ihm bei der Nachbearbeitung entzog, idealisiert weder das einfache Landleben noch die Subsistenzwirtschaft. Er hätte zwar mehr auf die Atmosphäre seiner Bilder und den Originalton, statt auf die penetranten Kompositionen Alexander Balanescus vertrauen können, aber er gewährt auf überaus einfühlsame Weise Zugang zu drei Menschen, die dem Wandel ihrer Welt mit Wehmut und Gottvertrauen entgegensehen.

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