07/2008

In diesem Heft

Filmkritik

Eine Sozialarbeiterin, ein paar Gemüsehändler und ein Tänzer in Paris: Cédric Klapisch hat Episoden, zufällige Begegnungen, flüchtige und weniger flüchtige Flirts zu einer melancholischen Ode an die Lebensfreude »á la parisienne« verbunden: »So ist Paris«
Während eines Sommerurlaubs beginnt eine frustrierte Ehefrau ein Verhältnis mit einem viel jüngeren Mann. Gut gespieltes Melodram, das an einer hölzernen Dramaturgie und den schwachen Dialogen scheitert
Die Dokumentation folgt den Spuren eines der bekanntesten Lieder der Welt – von Kuba bis zur Reeperbahn. Ein nostalgischer und unterhaltsamer Spaß mit beträchtlichem Nährwert für Wissensdurstige
M. Night Shyamalan, der Regisseur, dessen Verdienst es war, die Grenzen der Genres zu überschreiten und die Formeln mit sanfter Subversion aufzulösen, hat jetzt ein formula movie gedreht. Als Gratifikation für diesmal noch verborgeneren esoterischen Schmarrn müssen diesmal ein paar starke Szenen und drei, vier gelungene Einstellungen ausreichen. Echter Trash ist allemal ehrlicher
Nicolas Philibert erzählt von der Begegnung mit Menschen, die vor mehr als 30 Jahren in einem Film spielten, an dem er selbst als Regieassistent mitwirkte. Doch »Retour en Normandie« bleibt inhaltlich wie ästhetisch heterogen und kann sich zu keinem seiner vielen Themen recht entschließen
Auch Superhelden sind vom sozialen Abstieg bedroht: Hitoshi Matsumotos Debütfilm ist eine nicht durchgehend gelungene Gratwanderung zwischen Satire und Monsterfilm
Das Porträt einer glücksbegabten Zeitgenossin, die zunächst nur zum Mitlachen animiert und erst auf den zweiten Blick ihre Geheimnisse enthüllt. »Happy-Go-Lucky« ist eine »unbeschwerte« Komödie von Mike Leigh, der das soziale Elend einmal hinter sich gelassen hat und wie ein warmer Sommerregen für das Leben und sonst nichts plädiert
Die Mädchenbuch-Verfilmung weist neben drei sympathischen Darstellerinnen manch hübsche Pointe auf. Doch die leichtfüßige Inszenierung kann die altbackenen Storyelemente in »Freche Mädchen« nicht überdecken
Mit dezentem Blick und quasi-religiöser Emphase beobachtet Laurent Charbonnier Säugetiere, Amphibien und Insekten beim Sex
Ein gemütlicher Panda, Kung-Fu-Fan obendrein, ist die letzte Hoffnung im Kampf gegen einen tollwütigen Bösewicht. »Kung Fu Panda« ist ein liebevoll animiertes, herrlich komisches CGI-Abenteuer aus dem Hause DreamWorks, das sich vor dem Hongkong-Kino verbeugt
Jennifer Lynch versteht es meisterhaft, Alpträume zu inszenieren. »Unter Kontrolle« ist eine Studie über Gewalt und Lüge, die das Thema nicht originell reflektiert, aber in atmosphärisch dichten Bildern ausbreitet
In beinahe lyrischen CinemaScope-Bildern erzählt Jonathan Levine von teenage angst und den gefräßigen Sehnsüchten amerikanischer Jugendlicher. »All the Boys Love Mandy Lane « ist so etwas wie ein »Texas Chainsaw Massacre« von der sanften, aber perfiden Art
Andrea Arnolds Regiedebüt »Red Road« erzählt von einer introvertierten, jungen Frau, die die Überwachungskameras eines vorstädtischen Wohnviertels bedient – ihr einziger Kontakt zur Außenwelt. Die leicht paranoide Tragödie ist wie einen Thriller inszeniert
Es hätte ein feiner, schwarzhumoriger Thriller werden können. Doch die Geschichte vom biederen Ehemann, der einem blonden Gift verfällt, möchte auch noch Drama und Komödie sein und bedient eine recht wohlfeile Moral
Puristischer kann ein Eisenbahnfilm kaum sein: US-amerikanische Landschaften. Mindestens ein Zug pro Einstellung. Und Minimalist James Benning in Höchstform: »RR – Railroad«
Will Smith gibt endlich mal einen Superhelden, der nicht nur übermenschliche Fähigkeiten, sondern auch allzu menschliche Schwächen hat. Leider ist der »Hancock« so durchwachsen wie sein Held, denn er kann sich am Ende nicht entscheiden, ob er nun eine Komödie, ein Drama oder ein Actionfilm ist
Der Trinker, der Behinderte und ein Mord aus Freundschaft – Regisseur Pepe Planitzer lässt einen poetischen Desperadotraum wahr werden. »AlleAlle« zeigt mit feinsinnigem Gespür, was bleibt, wenn man alles verloren zu haben glaubt
Solveig Hoogesteijns gut beobachtetes Coming-of-Age-Drama erzählt die Geschichte eines 11-jährigen Straßenmädchens, das der Armut entkommt und Profimusikerin wird
Zurück in Narnia, müssen die vier Geschwister in »Prinz Kaspian von Narnia« an ihre Vergangenheit als große Könige anknüpfen. Die Fantasy-Fortsetzung weist mehr Action und glaubhaftere Computeranimation auf
Edward Norton beeindruckt und überzeugt als einsamer, gejagter Wissenschaftler, der seinen inneren Wut-Dämon bekämpft. Seiner Verwandlung in das Hulk-Monster fehlt allerdings der Witz
2006 wollten sie es noch einmal wissen. Die Band tourte mit Liedern gegen den Irakkrieg und George Bush durch die USA. Die Tour-Doku beweist einmal mehr, dass Pop und Politik durchaus zueinander passen
Ein Häftling findet sich gegen seinen Willen in einem Pilotprojekt wieder, bei dem er und fünf Mitgefangene Welpen zu Blindenhunden ausbilden. Unterhaltsamer Gefängnisfilm, der die Klischees des Genres umschifft
XXY
Es ist schwer genug, aus der Pubertät als Mann oder Frau hervorzugehen. Die 15-jährige Alex ist intersexuell, hat Brüste und Penis und ein großes, verwirrtes Herz. Was soll aus ihr werden in einer Welt der gewaltsam eingeklagten Eindimensionalität? Weltweit mit renommierten Preisen ausgezeichnet, plädiert Lucia Puenzos Filmdebüt »XXY« für eine erweitere Sicht auf den Menschen, gleichviel, wie viel er ist

Film

XXY