Kritik zu Married Life
Was tut ein Ehemann, der sich in eine andere verliebt, seine Frau aber nicht betrügen will? – Er bringt sie um, um ihr Liebesleid zu ersparen. So jedenfalls plant es Chris Cooper in Ira Sachs' Mischung aus Film noir und schwarzer Komödie
Vieles an diesem Film kann man loben: Den wendungsreichen Plot, die vielschichtigen Charaktere, gespielt von überzeugenden Darstellern, die geistreichen Dialoge und die visuelle Opulenz. Die ausgehenden vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Amerika erscheinen hier in einer Eleganz, die ihre Fiktionalität nicht verleugnet und doch authentisch wirkt, dank des detailverliebten Produktionsdesigns und der Kamera von Peter Deming, der bereits David Lynchs »Lost Highway« und »Mullholland Drive« ihre dunkel leuchtende Farbigkeit verlieh. Man kann auch in den Zitaten mancher Klassiker der vierziger und fünfziger Jahre schwelgen, vor allem von Hitchcock und Sirk. Married Life ist ein stilbewusster Film mit viel schwarzem Humor – der einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.
Der eher biedere Harry hingegen findet bald eine unkonventionelle Lösung für sein Dilemma: Er will seine Frau umbringen – so muss er sie nicht hintergehen und erspart ihr den Trennungsschmerz. Mit dieser Volte sieht er sich moralisch auf der sicheren Seite.
Doch die Menschen kennen sich schlecht in »Married Life«, auch langjährige Ehepartner oder enge Freunde haben voneinander das falsche Bild. Pat ist zwar eine fürsorgliche Ehefrau, doch auch sie hat ihre Leidenschaft schon lange in eine Affäre ausgelagert. Und Kay, die scheinbar naive Schönheit, ist gemäß den Codes des Film noir alles andere als berechenbar. Als Femme fatale ist sie das Zentrum des Films, um sie kreisen die Fantasien und Wünsche der Männer, und sie löst alle Verwicklungen aus. Die heftigen Leidenschaften sind allerdings kaum nachvollziehbar, zu kühl ist die Konstruktion. Noch schwerer wiegt, dass die Balance zwischen Thriller, schwarzer Komödie und Drama letztlich zum moralischen Eiertanz gerät.
Was anfangs Spannung erzeugt, weil man nicht weiß, wohin die Reise führen wird, gerät zum Symptom der Unausgegorenheit. Da wird erst frisch und zynisch vorgeführt, wie lauter gewöhnliche Menschen sich selbst und andere belügen und wie ein Mord durch eine kleine Verdrehung der Logik zur guten Tat werden kann. Aber dann steuert der Film am Ende brav in den sicheren Hafen der »Family Values« zurück. War doch alles gar nicht so schlimm und nur halb so böse gemeint, und hoffentlich haben wir etwas daraus gelernt. Da wäre ein entschieden zynischer Film noir mit bösem Ende die bessere Variante gewesen. Denn das Gegenteil von gut ist bekanntlich gut gemeint.
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