Kritik zu Kung Fu Panda
Frühling für Superhelden. Erst der Iron Man, dann Indiana Jones, und nun ein pummeliger Panda namens Po. Und wenn Pinguine steppen können, so wie in »Happy Feet«, können Pandas auch Kung-Fu
Pandas gelten, ihrer Zugehörigkeit zur Familie der Raubtiere zum Trotz, als verschlafene, weiche und gemütliche Bären. Mit ihrem runden Kopf, der fast ohne Hals auf dem nicht minder runden Körper ruht, und dem schwarz-weißen Fell sehen sie ein bisschen aus wie geschminkte Clowns. Womit wir schon bei der schönsten Idee des neuen Films von DreamWorks wären: Dass so einer, mit den viel zu kurzen Armen und Beinen, seinen Widersachern mit Handkante und Fußkick zuleibe rückt, ist erst einmal ein Widerspruch, der sich nur komisch auflösen lässt.
Womit wir bei der zweiten schönen Idee des Films wären: Po, im Original gesprochen von Jack Black, auf Deutsch von Hape Kerkeling, wird zum Helden. Eigentlich arbeitet er in dem Nudelrestaurant seines Vaters Mr. Ping (James Hong), eines Gänserichs. Doch insgeheim träumt er davon, als Kung-Fu-Meister imaginäre Gegner aufs Kreuz zu legen. Das Jugendzimmer hat er mit den Postern seiner Idole ausgehängt. »Kung Fu Panda« ist eine liebevolle Hommage an das Martial-Arts-Kino zum Beispiel der Shaw-Brüder. Pos größter Wunsch: so zu werden wie die Vorbilder. Doch bislang weiß er nur in der Theorie, wie man Kung-Fu kämpft, das allerings sehr genau.
Durch eine Reihe von Missgeschicken landet Po im Jade-Palast, ausgerechnet während jener Zeremonie, mit der Oogway, die weise Schildkröte, den Drachenkrieger küren will. Shifu (im Original: Dustin Hoffman), Kung- Fu-Meister des Palastes, hat für diese Aufgabe fünf Ausnahmekämpfer, von Tigress bis Monkey (eine weitere Verbeugung: im Original Jackie Chan), ausgebildet: »The Furious Five«. Liebevoll charakterisierte, ein klein wenig überzeichnete Antagonisten, die ein Underdog wie Po natürlich braucht. Da kommen einem gleich »Die fünf Kampfmaschinen der Shaolin« oder ähnliche Quintette in den Sinn. »Kung Fu Panda« ist voll solcher Anspielungen, die vor allem Genrefans entschlüsseln werden. Kindern sind sie herzlich egal. Darüber hinaus hält sich der Film, im Gegensatz zu »Shrek« oder »Madagascar«, mit popkulturellen Referenzen zurück. Hier wird nur dem Hongkong-Kino gehuldigt.
Oogway erklärt Po zum Entsetzen aller kurzerhand zum Drachenkrieger und somit zur einzigen Hoffnung gegen den martialischen Leoparden Tai Lung, einen ehemaligen Schüler Shifus, der nach 20 Jahren soeben aus dem schwer bewachten Gefängnis ausgebrochen ist. Shifu bleibt nichts anderes übrig, als den tollpatschigen Panda in die Kunst der Martial Arts einzuweihen.
Dieses Schüler-Mentor-Verhältnis ist natürlich geklaut. Schon rein äußerlich ähnelt Shifu Yoda aus den »Star Wars«, auch Miyagi aus »Karate Kid« könnte gemeint sein. Doch irgendwie mag man Mark Osborne und John Stevenson, den beiden Regisseuren, und ihren Drehbuchautoren Jonathan Aibel und Glenn Berger nicht böse sein. Das Ideen-Recycling machen sie durch glaubwürdige Konflikte, Situationskomik und furiose Actionszenen wieder wett. Einmal mehr, siehe »Shrek« oder »Bee Movie«, erzählt »Kung Fu Panda« von der »éducation sentimentale« seines Helden, von der Bedeutung, sich selbst zu akzeptieren und Stärke aus Unzulänglichkeiten zu beziehen. Wenn ein Panda zu dick und zu schwer ist, muss er sich notfalls auf den Gegner setzen. Schwer, dann zu entwischen. Dabei haben sich die Macher durchaus an den Cartoons eines Chuck Jones oder Tex Avery orientiert. Die Gesetze der Schwerkraft gelten hier nicht.
Visuell ist der Film eine Augenweide, die Computeranimation gehört zum Besten, was DreamWorks jemals geschaffen hat. Einige Landschaftspanoramen – gedreht wurde in CinemaScope – sind mit ihrer simulierten Weite und lebhaften Farbpalette schlichtweg atemberaubend. Das Gleiche gilt für die Detailfreudigkeit und Fantasie, mit der ein chinesisches Dorf, nicht zu vergessen der Jade-Tempel, gestaltet wurden.
»Yesterday is history, tomorrow is a mystery. But today is a gift, that's why it's called the present.« So ein richtiger Kung-Fu-Film mit weisen Lehrmeistern kommt natürlich nicht ohne weise Sprüche aus. Und auch nicht ohne den grauenvollsten Hit der Siebziger: »Everybody Was Kung Fu Fighting«.
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