11/2009

In diesem Heft

Filmkritik

Originelle Mischung aus Roadmovie und Liebesdrama, die dank der überzeugenden Darstellung von William Hurt und Maria Bello unter die Haut geht
Film Noir à la Béla Tarr. Der ungarische Regisseur hat einen Roman von Simenon verfilmt: Ein Mann beobachtet einen Mord, der sein Leben verändert. Narration und Psychologie bedeuten diesem Film wenig, Optik alles: »The Man from London«
Je näher es ans Sterben geht, desto interessanter wird das Thema: Was kommt danach? Rosa von Praunheim unternimmt eine Tour durch die Vorstellungen von Hölle in verschiedenen Epochen und Religionen, die informativ ist, aber Vertiefungen vermissen lässt
Tragikomische Geschichte eines rumänischen Dorfes zur Stalin-Zeit. Mit Mitteln des magischen Realismus erzählt Regisseur Horatiu Malaele von der kommunistischen Herrschaft in den fünfziger Jahren und dem mitunter absurd-komischen Widerstand einer Dorfgemeinschaft. »Stille Hochzeit – Zum Teufel mit Stalin« ist ein weiterer Beleg für die Lebendigkeit des rumänischen Kinos
Die wahre Geschichte eines japanischen Akita-Hundes, der sein amerikanisches Herrchen (Richard Gere) noch zehn Jahre nach dessen Tod vom Bahnhof abholen will und so zum Sinnbild für Treue wird. »Hachiko« ist ein rührender und überraschend seriöser Tierfilm für Erwachsene
Ein dokumentarisch-historischer Kriminalroman aus der finsteren bayrischen Provinz der fünfziger Jahre, der in der Verfilmung aber zu viele Kompromisse macht. Die Aufgabe, aus der Vorlage von Andrea Maria Schenkel mainstreamfähiges Qualitätskino zu machen, war von Anfang an unlösbar
Drei an Leukämie erkrankte Kinder und ihre Angehörigen stehen im Mittelpunkt des Films. Die Dokumentation »Seelenvögel« von Thomas Riedelsheimer berichtet nicht über die Krankheit, sondern über den Umgang mit ihr und wirkt dabei allzu distanziert und ausgewogen
Auch im zweiten Film von Claudia Llosa nach »Madeinusa« porträtiert die Sängerin und Hauptdarstellerin Magaly Solier eine eigenwillige junge Frau, die in einem Vorort von Lima inmitten von Armut, Gewalt und bizarren Bräuchen ihren eigenen Weg sucht
Auf vielen Festivals preisgekröntes Roadmovie aus Ecuador, das gut als landeskundliche Einführungsstunde funktionieren kann
Ludwig und Glaser erzählen eine Geschichte aus dem Fußballmilieu, die Komödie, Kammerspiel und Hooliganstudie zugleich ist und wegen des starken Ensembles funktioniert: »66/67«
Der Verleihtitel ist so smart (er vermeidet das Wort Abschied) wie liebevoll gewählt: Der japanische Oscar Gewinner »Nokan« schildert den Beruf des Aufbahrens mit einer solch verschwiegenen Konkretion, dass er eine sachte Dimension der Transzendenz eröffnet
Wer abtauchen möchte in idyllische irische Landschaften und der Faszination eines alten Kindertraums, den man sich nie selber erfüllen konnte, erliegen will, ist hier genau richtig. Das große Seifenkistenrennen lässt all dies wahr werden, ohne kitschig zu sein
Der zweite Teil von Theo Angelopoulos' Trilogie über »Exil, Trennung, Suche, den Kollaps der Ideologien und das unablässige Erproben der Historie«. Wieder erzählt der griechischste der griechischen Filmautoren vom Verlust, von Menschen, die ihr Land verlieren, und vom Land, das seine Menschen verliert
Ein düsterer Weltraum-Horrorthriller, der stark und eigenwillig beginnt, sich dann aber in zu vielen und unschlüssig verknüpften Klischees ergeht. Etwas mehr des titelgebenden Weltraumwahnsinns wäre für diesen Film gesund gewesen
Matthias Glasner (»Der freie Wille«) lässt in seinem neuen Film eine alkoholkranke Kommissarin und einen pädophil veranlagten Totschläger aufeinanderprallen. Das geht trotz eindrucksvoller Kamera nicht nur gut
Scheuer Banknotenprüfer begegnet blinder Cellistin, die keine schwarze Sonnenbrille geschenkt haben will. Almut Gettos Liebeskomödie »Ganz nah bei Dir« um ein unmögliches Paar unterhält durch surreale Konstellationen und sarkastischen Humor zum Thema Beziehungsangst
Buddha oder Gartenzwerg? Die deutschen Ehemänner, die mit ihren südkoreanischen Ehefrauen im Alter nach Südkorea ausgewandert sind, haben es nicht leicht. Für ihre reemigrierten Frauen ist es der zweite Heimatverlust. Ein wunderbarer Dokumentarfilm von Sung-Hyung Cho (»Full Metal Village«)
Ein Mann, der den Tod seines Kindes verschuldet hat, gerät durch eine Tür in sein altes Leben zurück und versucht vergeblich, alles besser zu machen. Dank der stimmungsvollen Inszenierung und des eindrücklichen Hauptdarstellers Mads Mikkelsen ein geglückter Versuch eines deutschen Mystery-Thrillers
»Helen« ist die Geschichte einer Depression, die von Anfang bis Ende geschildert wird, aber trotzdem nicht so richtig in die Tiefen der betroffenen Personen vorzudringen versteht. Viel mehr als eine Fallstudie ist es deshalb nicht geworden
Die als »brisant« angekündigte Dokumentation über drei ehemalige »Linksanwälte« erweist sich eher als uninspirierte Auftragsarbeit, die allenfalls zeitgeschichtlichen Nachhilfeunterricht gibt
Ken Loachs neuer Film über einen Postbeamten, der von seinem Fußballidol Lebensberatung erhält, leidet ein wenig unter seiner ziellosen Geschichte, ist aber voller komischer und berührender Momente. Eric Cantona, das titelgebende Fußballgenie, hat einige denkwürdige Kurzauftritte. »Looking for Eric« ist wahrlich kein typischer Sportfilm
Der Autor eines Selbsthilfebestsellers lernt während eines Workshops eine Frau kennen und muss sich seinen eigenen Lügen stellen. Zwischen Therapie und Romanze versucht das Drama, ungewohnte Töne anzuschlagen

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