Kritik zu Pandorum
Die erste internationale Produktion des 35-jährigen deutschen Regisseurs Christian Alvart wurde in Babelsberg gedreht, mit einem satten Budget von 40 Millionen Dollar. Sowohl in den USA als auch in Deutschland aber hat er sich eher als Flop erwiesen
Nach vielen Jahren im »Hyperschlaf« erwachen zwei Astronauten im Raumschiff »Elysium«. Wie lange sie geschlafen haben, das wissen sie ebenso wenig, wie sie sich an ihre Mission erinnern können. Und sie scheinen allein an Bord zu sein. Ein fesselnder Ausgangspunkt: Zwei Männer – gespielt von Ben Foster und Dennis Quaid – ohne Erinnerung in den Weiten des Alls, in einem gigantischen Schiff, das gleichwohl nur aus engen Gängen zu bestehen scheint.
Wie vom Regisseur von »Antikörper« zu erwarten war, entwickelt Alvart auch im Weltall gekonnt eine klaustrophobische Atmosphäre und bezieht beträchtlichen Suspense aus der Situation seiner Protagonisten und den mysteriösen Hinweisen auf etwas sehr Bedrohliches auf dem Schiff. Leider schlägt diese spannungsreiche Offenheit im Lauf des Films in eine geradezu unbändige Erklärungslust um, die sich wenig um Glaubwürdigkeit schert. Nach und nach gesellt sich zu den beiden Astronauten noch eine Galerie von Klischeefiguren – da gibt es die hübsche wie schlagkräftige Amazone, einen Martial-Arts-Meister im Südsee-Look und einen verrückten Alten. Diese anfangs nicht gerade freundlich interagierenden Einzelkämpfer müssen sich zusammenraufen: Nur gemeinsam sind wir stark! Denn da sind auch weit weniger kompromissbereite Wesen unterwegs, und die sind zahlreich und jagdlustig.
Das bedeutet Action und wirkt nun streckenweise wie eine mäßig originelle Spieleverfilmung – statt Charakteren setzt es Karacho und Kawumm. Auch das hat häufig noch den Charme eines beherzten B-Movies, doch leider wird man den Verdacht nicht los, dass dem Regisseur hier seine Produzenten Jeremy Bolt und Paul W. S. Anderson mächtig hineingeredet haben, die vielleicht zu gern an ihre »Resident Evil«-Reihe anschließen wollten.
So wird viel Potenzial verschenkt, das nur noch in einigen Ideen aufscheint. Etwa in der Mission der »Elysium«: Sie ist in Wahrheit eine Arche Noah, die die letzten Überlebenden der Menschheit auf einen anderen bewohnbaren Planeten retten soll, nachdem die Erde völlig zugrunde gerichtet ist. Der Film liefert einige schlüssige Bilder dafür, dass auch im Weltraum die größte Gefahr nicht das Fremde, sondern das Eigene ist. Schon das hervorragende Szenenbild illustriert, dass die Menschen ihre Probleme nicht zurücklassen, sondern exportieren: Die »Elysium« sieht aus, als hätte man nicht nur Menschen, Tiere und Pflanzen, sondern auch sämtlichen Schrott und Schmodder der Geschichte mit an Bord geschafft. Und nicht umsonst sind die gefährlichen »Aliens« an Bord nichts anderes als mutierte Menschen. Auch der Weltraumwahnsinn namens Pandorum, eine psychotische Reaktion auf das lange Reisen in der Einsamkeit des Alls, ist so ein ungutes humanes Mitbringsel. Dieser Wahnsinn macht den Plot übrigens am Ende wieder spannender und vieldeutiger – und beschert Dennis Quaid ein paar schöne, schräge Momente.
Ein Raumschiff also mit jeder Menge spannender Fracht. Schade nur, dass dann auch die unnötigen Klischees und die Hauruck-Dramatik mal wieder aus dem Koffer purzeln.
Kommentare
Film überhaupt gesehen?
Hat der Redakteur den Film überhaupt angeschaut? der Film ist für mich einer der besten Sci Fi Filme aller Zeiten.
Spannend bis zu letzt. und mit einem unglaublichen Ende.
und nur so nebenbei, die Erde wurde nicht völlig zugrunde gerichtet wie hier geschrieben wird... die Erde ist von einer unbekannten Ursache aus der Galaxie gesprengt worden. Die Menschheit hat damit nichts zu tun.
nicht richtig gut, aber besser als so einiges
Pandorum hat einige schwerwiegende Lücken im Drehbuch und in der Dramaturgie, und tut sich auch deshalb etwas schwer, weil vieles nicht wirklich neu ist, denn es hat ja "Alien" schon vorher gegeben, so dass es schwierig ist, den Zuschauer mit dem Ausgangssetting wirklich zu überraschen oder zu gruseln. Aber der Film ist innerhalb des Genres wirklich nicht schlecht, und die Schauspieler legen sich wirklich ins Zeug. Ben Foster und Antje Traue geben ein herrlich schräges Paar ab, das notgedrungen zusammenhalten muss um zu überleben, und das set design ist an einigen Stellen wirklich sehr gut gemacht. Wenn man sich z.B. Alien Covenant ansieht, dann muss ich sagen, dass Pandorum dagegen gar nicht abfällt, denn Alien Covenant ist eigentlich eine Kopie des ersten Alien Films, und dagegen hat Pandorum dann eben doch einige Variationen zu bieten, besonders bei der Kameraführung und dem setting. Den Misserfolg an der Kasse hat Pandorum nicht verdient.
Gruselig, aber ganz im anderen Sinn
Wer keine Kritik verträgt, der sollte meine Kritik wohl besser nicht lesen.
Der Film fängt stark an. Mystisch und spannend. Säuft aber leider dann in eine Mischung aus Zombie, Alien, Fluchtspektakel und Psycho ab.
Logik darf man sich dabei nicht erwarten. Wie in so vielen Sci-Fi-Filmen, machen sich die Filmemacher wenig Gedanken darum, wie so ein Raumschiff wirklich aussehen würde. Schon die Unlogik, dass sich Türen in einem Raumschiff ausschließlich elektrisch öffnen lassen, zeugt davon, dass die gesamte Filmkulisse nur dahingehend gebogen wird um nach den klassisch alten Rezepten künstlich Spannung aufzubauen. Dunkel, dreckig, haufenweise Korridore, Laufstege und offen liegende Leitungen.
Die selbe Unlogik findet man dann auch in der Story selbst. Eigentlich hatte ich nur den Eindruck, man hätte einen Zombiefilm in den Weltraum verlegt. Womöglich liegt meine Enttäuschung auch darin, dass ich Raumfahrerfilme wie „Apollo 13“, bei dem die Spannung darin liegt, eine gute Geschichte zu erzählen, lieber anschaue, als in einem düsteren Gemetzel, wo nur Action im Vordergrund steht. Dabei hätte die Grundidee einer Reise zu einem anderen Planeten viele gute Geschichten schreiben können.
Fazit. Ich musste einfach mal eine ordentliche Kritik los werden, da mich die Weltraumgemetzelfilme eigentlich nur noch nerven.
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