Kritik zu Wickie und die starken Männer – Das magische Schwert
Nach zwei Realifilmen gibt es wieder ein neues Animationsabentuer mit dem aufgeweckten Wikingerjungen
Bei Kinderserien gehört es nun mal zur Natur des Genres, dass sie sich nachhaltig ins Gedächtnis graben: Man sieht sie meist in einem Alter, in dem man noch sehr beeindruckbar ist. Dass die Großzahl derer, die in den 70er bis 90er Jahren als Kinder Fernsehen schauen durften, mit den Geistesblitzen eines kleinen Wikingerjungen namens Wickie vertraut sind, hat darüber hinaus mit einer Inszenierung zu tun, die quasi die goldene Mitte zwischen originell und überdeutlich erreichte. Der kleine Junge reibt sich die Nase und dann markiert mit »Ich hab's!« ein Sternchenring die Ankunft einer guten Idee. Schon kleine Kinder reagieren darauf mit einer Mischung aus Entzücken und Genervtsein.
Die Kinoneuauflage – nach zwei Realverfilmungen von 2009 und 2011 nun wieder als Animationsfilm realisiert – tut also gut daran, dieses Kernstück der Animationsserie aus den 70ern zu bewahren. Drum herum allerdings erfahren Stoff und Setting allerlei Renovierungen und Anpassungen an den Zeitgeist. Natürlich darf der alte Halvar seinen Sohn nicht mehr als »feige Memme« bezeichnen, trotzdem wird der stereotype Grundkonflikt, dass da ein schmächtiger Junge durch Geistesgaben kompensieren muss, was ihm an Muskelkraft fehlt, aufrecht erhalten – es ist eben die Grundprämisse.
Die kommt gleich zum Auftakt des neuen Films zum Tragen, in dem der kleine Wickie sich zwar auf See in der Auseinandersetzung mit dem schrecklichen Sven noch nicht so richtig beweisen kann, dann aber seinem Vater große Hilfe leistet, als er die geheimnisvolle Aufschrift des titelgebenden erbeuteten »magischen Schwerts« mit entschlüsselt. Zusammen mit den richtigen Worten verwendet, kann das Schwert Dinge und Lebewesen in Gold verwandeln, was im Wikingerdorf Flake augenblicklich zu Begehrlichkeiten und Missgeschicken führt. Aus Versehen wird Wickies Mutter Ylva in Gold verwandelt, Gott sei Dank weiß der eben erst ins Dorf gekommene, leicht undurchsichtige junge Krieger Leif aber einen Rat: Um den Fluch rückgängig zu machen, müssen die Wikinger mit dem Schwert zu einer bestimmten Insel zu einer bestimmten Uhrzeit fahren. Wickie und seine ebenfalls sehr aufgeweckte kleine Kusine Ylvi schleichen sich mit an Bord – und wie gehabt wird es bei den zu bestehenden Abenteuern ein ums andere Mal Wickie sein, der auf der Höhe der Krisen den jeweils rettenden Einfall hat; begleitet vom enblematischen Nasereiben plus Sternchen-Himmel.
Bei angenehm kurzer Lauflänge hetzt der Film etwas zu schnell von Abenteuer zu Abenteuer und nimmt sich dadurch zu wenig Zeit, um seine einzelnen Figuren und deren Konflikte untereinander zu entwickeln. Selbst Ylvi, eingeführt um auch im Kinderfilm mehr starke Frauenrollen zu haben, bekommt nur wenig zu tun. Die zahlreichen Anspielungen auf einschlägige Disney- und Pixar-Filme entfalten leider nur wenig spielerischen Witz, sondern wirken allzu bemüht um Anschluss an Aktualität und Zeitgenossenschaft.
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