Kritik zu Väter und andere Katastrophen
Zwei Väter für eine Braut, auf diese Formel baut Martin Valente seine Wohlfühlkomödie auf, in der François Berléand und Gérard Jugnot darum konkurrieren, ihrer Tochter das Leben schwerzumachen
Als kleines Mädchen schrieb Chloé sehnsüchtige Briefe an ihren nie gesehenen »echten« Papa Bernard, weil ihr der Mann ihrer Mutter, Stiefpapa Gustave, peinlich war. Doch beide Väter wissen nichts von ihrem Ungenügen. Bernard (François Berléand), ein graumelierter Dandy, versteinert in einem englischen Schloss. Der Exzentriker pflegt seinen Putzfimmel und eine scheinbar unüberwindliche Angst vor dem Überqueren von Linien und Fugen, der penetrante Trinker Gustave (Gérard Jugnot) folgt seiner Berufung als Koch und hat daher nie Zeit.
Als beide Witwer werden, kommt ihnen Chloé wieder in den Sinn, doch die spröde Schönheit mit dem ungefälligen Katzenblick (Olivia Ruiz) hat einen anderen Masterplan. Sie castet einen passenden Idealpapa für ihre bevorstehende Hochzeit. Ihr Liebster, Modeltyp Stephen (Jamie Bamber Griffith), ein blonder Extennisprofi mit Geld, Manieren, Herz und Bildung, soll nichts von ihrer Herkunft erfahren. Sie hat ihm die Legende eines Wundervaters aufgetischt und will nun einen Schauspieler nach eigens geschriebenem Drehbuch agieren lassen.
Martin Valentes französische Wohlfühlkomödie Väter und andere Katastrophen folgt dem Rezept, seine Gags um Verwechslung und Täuschung durch Doppelungen zu überbieten. Gleich zwei Vaterversager finden sich voller Missverständnisse und Notlügen zusammen, um ihrerseits Chloé zu finden. Bernard verheimlicht, dass er der biologische Papa ist, weil Gustave nicht durchschaut, dass die Frühgeburt seiner Tochter ein Vorwand war.
Dass ein Drehbuch im Leben so viel oder so wenig wie beim Filmemachen hilft, breiten der Regisseur und sein Koautor Gianguido Spinelli in immer neuen Anläufen aus. Die frohe Botschaft ihrer arg konstruierten Komödie lautet: Katastrophen, wie sie durch die erlogene Brautvaterrolle ihren Lauf nehmen, können der Beginn einer wunderbaren Männerfreundschaft sein.
Im roten Citroën DS, einer lahmen Ente, die allerlei Nebengags liefert, macht sich das Väterpaar in das sonnenbeschienene Landschloss auf, in dem der Hochzeitscountdown läuft. Gustave knockt den von Chloé gecasteten Vaterdarsteller aus und schickt Bernard ins Rennen um die Gunst des Traumschwiegersohns. Die Braut ist über den Ersatz nicht amüsiert und macht ihm mit Regeln und Drehbuchvorgaben die Hölle heiß, während der zweite Papa Gustave vermeintlich helfend eingreift und mehrfach hinter Vorhängen, unter den Betten oder beim Küchenpersonal Zuflucht suchen muss – den Griffen in die Klamottenkiste einer mäßig gut geölten Dramaturgie sind kaum Grenzen gesetzt.
Nach Art eines Schlossgespensts lässt Gustave in Chloé die Ahnung aufkeimen, der verhasste Vaterversager könne ihr den gesellschaftlichen Aufstieg verpatzen. Was hilft aus dem Dilemma heraus? Die französische Kochkunst! Gustave mischt sich in die Menügestaltung ein, zaubert Chloés Erinnerungen an das Essen ihrer Kindheit hervor, macht sich im weißen Kittel unentbehrlich. Bis zum Happy End dieser nett überdrehten Popcorn-Komödie gibt es noch ein paar Fallstricke – doch es ist programmiert.
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