Kritik zu Und morgen Mittag bin ich tot
Eine junge Frau möchte ihrem Leben ein Ende setzen, bevor sie Opfer ihrer Mukoviszidose-Erkrankung wird. Das Kinodebüt von Frederik Steiner versucht auf lockere Weise von einer schweren Situation zu erzählen
Wer einen Film über das Thema Sterbehilfe macht, meint es ernst. Erst recht, wenn es um eine junge Frau geht, die an der unheilbaren Krankheit Mukoviszidose leidet und ihrem vorhersehbar qualvollen Erstickungstod durch sanftes Einschlafen unter Aufsicht in der Schweiz vorausgreifen möchte. Weil diese Ausgangssituation so ernst und bedrückend klingt, ist man als Zuschauer ungeheuer froh, dass Frederik Steiner seinen Film mit Ironie beginnen lässt. Da sieht man Lea (Liv Lisa Fries) in einem Auto sitzen und aus dem Off darüber sinnieren, dass man doch immer das Positive sehen soll. Wer etwa habe schon wie sie einen eigenen Fahrdienst? Und verfüge über eine eigene Sauerstoffflasche? In der Zürcher Pension angekommen, die das Ziel ihrer Reise und, wie wir ahnen, ihres Lebens ist, bemerkt sie, dass es keinen Fahrstuhl gibt. Treppensteigen fällt der jungen Frau mit ständiger Atemnot sehr schwer. Die Entschuldigung der Pensionsdame winkt sie trotzdem trocken ab: »Macht gar nichts, in spätestens zwei Stunden bin ich oben!«
Trotzdem ist Und morgen Mittag bin ich tot alles andere als eine Komödie, auch kein bittersüßes Feelgoodmovie, sondern ein Drama, das ganz wie seine Heldin versucht, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. In lockerer Form, und trotzdem seriös von Tod und Freitod zu erzählen, ist jedoch ein hoch gestecktes Ziel. Man möchte es Frederik Steiner bei seinem Kinodebüt deshalb gar nicht verübeln, dass ihm nicht alles gelingt. Leas Familie, bestehend aus leidender Mutter (Lena Stolze), taffer Schwester (Sophie Rogall) und noch tafferer Großmutter (Kerstin De Ahna), darf wenig mehr als betroffen gucken. Auch die Männer ihres Lebens, der Verflossene Heiner (Johannes Zirner) und der selbstmordwillige Moritz (Max Hegewald), gewinnen nur wenig Kontur. Dennoch merkt man diesem Film in jeder Szene an, dass die Not, von der er erzählt, eine authentische Quelle kennt und nicht frivol erdacht ist. Das macht ihn berührend über alle Einwände hinweg.
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