Kritik zu Spuk unterm Riesenrad
Thomas Stubers erster Kinderfilm ist ein Update des gleichnamigen DDR-Kinderfilmklassikers: Nach dem Tod eines Rummelplatzbesitzers müssen sich dessen Töchter zusammenraufen, während drei Geister fürs nötige Chaos sorgen
Ohne Smartphone geht bei Tammi nichts. Die 13-Jährige muss fortwährend kontrollieren, wie viele Likes sie gerade hat und wie es damit bei Natalie aussieht – die beiden konkurrieren nämlich in einer »challenge«. Insofern ziemlich blöd, dass die Nachricht vom Tod ihres Großvaters sie gerade erwischt, als sie und ihre Mutter Simone in den Urlaub aufbrechen wollen.
Bei seinem ersten Kinderfilm kann Regisseur Thomas Stuber (»In den Gängen«) auf ein Werk zurückgreifen, das in der DDR Klassikerstatus hatte: Die siebenteilige Fernsehserie »Spuk unterm Riesenrad« (1979) war so erfolgreich, dass der auf Kinderfilme spezialisierte Regisseur Günter Meyer ihr zwischen 1982 und 2003 noch fünf weitere Arbeiten folgen ließ, die das Wort »Spuk« im Titel trugen.
Dass Peter Kurth (nach der Titelrolle in Stubers Langfilmdebüt »Herbert« Teil seines Kosmos), hier als Tammis Großvater und Rummelplatzbesitzer Jacke, zu Beginn des Films als dessen Protagonist vorgestellt, nach wenigen Minuten das Zeitliche segnet, ist ein kleiner böser Scherz. Da wir es jedoch mit einem Stück Fantasy zu tun haben, ist das nicht das Ende von Jacke, dessen Geist in das Pony fährt, um fortan das Geschehen aus dem Off zu kommentieren.
Eigentlich hatte er ja gehofft, sich zum 40. Jubiläum seines Rummelplatzes mit seinen beiden Töchtern zu versöhnen und sie zu überzeugen, sein Lebenswerk gemeinsam weiterzuführen. Dazu verspürt nicht einmal die mit ihren beiden Kindern hiergebliebene Britta Lust, von Simone, Tammis Mutter, ganz zu schweigen. Aber in der Fantasy walten noch andere Mächte, in diesem Fall drei hölzerne Figuren aus der Geisterbahn, Rumpelstilzchen, ein Riese und eine Hexe.
Bei einem nächtlichen Sturm durch ein wildgewordenes Stromkabel zum Leben erweckt, treiben die drei fortan Schabernack. Dafür haben sie einen guten Grund: Sie fühlen sich von Tammi verraten. Die war nämlich die erste Person, die sie nach ihrem Lebendigwerden erblickten, weshalb sie sie als ihre »Mutter« ansehen. Tammi steht mit ihrer Mutter bereits wieder am Flughafen, als sie aus Nachrichtenmeldungen vom Chaos in der Kleinstadt erfährt. Jetzt begreift sie ihre Verantwortung und kehrt zurück, um die Geister zur Räson zu rufen. Aber kann sie auch den Rummelplatz retten? Als erneut ein Sturm aufzieht, hat sie jedenfalls eine Idee . . .
Bei »Spuk unterm Riesenrad« setzen die kinderfilmerfahrenen Autoren Anja Kömmerling und Thomas Brinx auf klassischen Slapstick mit einem sich schneller drehenden, dabei auch zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang wechselnden Riesenrad, das einen potenziellen Investor und seine Familie vertreibt, sowie auf Komik, die entsteht, wenn einige nicht übermäßig helle Polizisten ihrer Rolle gerecht werden wollen. Das Chaos, das die Geister mit ihren spezifischen Fähigkeiten anrichten, dürfte ganz nach Kindergeschmack sein, auch mit einigen schmissigen Gesangseinlagen sind sie die eigentlichen Stars des Films, selbst wenn die drei Kinder mit ihren Eigenheiten gut charakterisiert sind.
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