Kritik zu Schlussmacher
In seiner zweiten Regiearbeit nach What A Man inszeniert sich Matthias Schweighöfer erneut als sympathischen Macho. Diesmal steht ihm Milan Peschel als Obertölpel zur Seite
Schöne Idee: Was liegt näher, als in den Zeiten des Coaching-Booms, in denen für alles und jedes professionelle Hilfestellungen angeboten werden, auch einen Trennungsservice zu offerieren. Endlich keine unerfreulichen Auseinandersetzungen mehr, kein lästiges Herumdrucksen, keine peinlichen Szenen, wenn man den Lebensabschnittspartner seiner Wege schicken will. Während der Schlussmacher die unangenehmen Trennungsangelegenheiten erledigt, kann man sich selbst schon den neuen Liebschaften widmen. So wie einst George Clooney in Up in the Air durchs amerikanische Land reiste, um feigen Chefs die undankbare Kündigung ihrer Mitarbeiter abzunehmen, tuckert jetzt Matthias Schweighöfer als Alex durch deutsche Lande, um private Beziehungen abzuwickeln – nun ja, fast genauso. Wo Clooney ultracool bleibt, bringt Schweighöfer die kleinen Brüche, Unsicherheiten und männlichen Makel ins Spiel, die seit vielen Jahren sein Markenzeichen sind, dieses gewisse Hadern mit dem eigenen Männlichkeitsbild, das er in seinem Regiedebüt What a Man im letzten Jahr zum knallchargenkomischen Selbsterfahrungstrip verarbeitete. Auf diese Weise gelingt es ihm, zugleich der umworbene Schwarm junger Mädchen zu sein und Identifikationsmodell von Männern, die an ihrem Machoanspruch scheitern.
So schreit auch beim Schlussmacher die smarte jungdynamische Fassade geradezu danach, genüsslich demontiert zu werden. Höchst effizient steuert Alex, der seine bedröppelten Klienten zum Abschied wie ein Versicherungsvertreter mit einer kleinen Infomappe ausstattet, auf eine Firmenpartnerschaft zu – zumindest bis ihm Thorsten in die Quere kommt, das jüngste Opfer seiner Trennungs-hilfe. Mit unerschütterlicher Penetranz, mitleiderregender Hilflosigkeit und zerknautschtem Charme zersetzt Milan Peschels Thorsten die Contenance von Schweighöfers Alex, sein Siegerlächeln, die überlegene Attitüde, den Redefluss, der keinen Widerspruch duldet und Gefühle routiniert in bloße Verhaltensmuster umwandelt. Ganz nebenbei kitzelt er damit auch die menschliche Fehlbarkeit hervor, jene sympathische Hilflosigkeit, die Schweighöfers Figuren immer wieder auszeichnet. Was langfristig dazu führt, dass er sich auf die Dinge besinnt, die im Leben wichtiger sind als eine makellose Karriere.
Das Ganze wäre tatsächlich eine hübsche Komödienidee, wenn Matthias Schweighöfer nicht so einen unglücklichen Hang zu den allerplattesten Albernheiten hätte. Natürlich wird dem smarten Dynamiker vom tolpatschigen Schussel unablässig übel mitgespielt, natürlich weiß er, dass es besser wäre, seinen Kurschatten von den Kunden fernzuhalten, aber der lässt sich nicht so leicht abschütteln. Statt auf klugen Wortwitz und eleganten Slapstick setzt der Film im Zweifelsfalle lieber auf derbe Primanerspäße. Da spürt man, dass Schweighöfer gut bei seinem Kollegen, Mentor und Freund Til Schweiger aufgepasst hat; der Erfolg bei der breiten Masse der amüsierwilligen Zuschauer wird ihm recht geben, immerhin hatte auch schon Schweighöfers eher derbhumoriger What a Man fast zwei Millionen Zuschauer.
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