Kritik zu Nichts zu verschenken

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Dany Boon, der Star aus »Willkommen bei den Sch'tis«, spielt in dieser Komödie einen eingefleischten Geizkragen, der sich jeden Genuss verkneift und jeden vor den Kopf stößt – bis er irrtümlich für einen Wohltäter gehalten wird

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Armut ist kein Witz, aber so zu leben, als ob man bitterarm wäre, ist nur bedingt lustig anzusehen. Freiwillige Askese ist eher ein Thema für einen Dokumentarfilm über originelle Widerständler gegen die Verlockungen des Konsums. Und als solch einen Aktivisten könnte man François, der als Orchesterviolinist und Hausbesitzer kein armer Mann ist, durchaus auch betrachten. Sein Vater war einer jener kleinbürgerlichen Konsumidioten, die so gerne verächtlich gemacht werden. François dagegen wurde schon im Mutterleib gegen Verschwendung immunisiert. Die Knauserei des erwachsenen François ist zwar lediglich der mittlerweile verstorbenen Mutter und ihrer Angst vor Verarmung geschuldet, statt einer bewussten Verzichtsideologie. Doch im Grunde ist sein ressourcen-schonendes Dasein vorbildlich: Er hat kein Auto, er spart Strom, er kauft keine Klamotten, seine meist dunkle Wohnung ist voll alten Zeugs. Doch François ist nicht nur ein Sparbrötchen, sondern auch ein flinker Abstauber, der um Rabattmarken feilscht, Klopapier mitgehen lässt und sich mit fiesen Tricks vorm Bezahlen drückt.

Seine Angst davor, etwas herauszurücken, hat natürlich einen mentalen Subtext; er verkneift sich jeden Genuss und hat vor lauter Panik, ausgenommen zu werden, keine menschlichen Beziehungen. Doch als er sich in die Cellistin Valerie verguckt und seine ihm bis dato unbekannte Teenagertochter Laura – Folge eines Kondoms jenseits des Verfallsdatums – auftaucht, wird sein Spar­zwang auf eine harte Probe gestellt.

Die Tochter, die ihn für einen heimlichen Wohltäter hält, der jeden Cent für mexikanische Waisen spart, ist ein ziemlich lahmer Drehbucheinfall. Doch das ist nicht das eigentliche Manko dieser Komödie. Dany Boon verkörpert einen ähnlich zwangsneurotischen Charakter wie in »Super-Hypochonder«. Mit randloser Brille und trauriger Miene als verhuschter Nieselpriem auftretend, tut er zwar sein Möglichstes, um mit clowneskem Slapstick François' Masochismus zu veranschaulichen. Wenn er fiebrig wie eine Hechelmaus im Meeresfrüchterestaurant die Menüpreise überfliegt, wenn er in Ohnmacht fällt angesichts der weihnachtlichen Hausillumination seines kinderreichen Nachbarn, der wegen einer Zwangsvollstreckung Francois' Elektrizität anzapft und den Stromzähler zum Rattern bringt, ist das schon sehr komisch.

Und doch hält Regisseur Fred Cavayé in seiner ersten Komödie die Zügel zu fest. Nur selten – etwa wenn die ebenfalls gehemmte Valerie ihren Aggressionen freien Lauf lässt – entfaltet sich jene anarchische, die Konventionen umstürzende Turbulenz, wie man sie von Louis de Funés seligen Angedenkens kennt. Cavayés Film hat keinen Rhythmus, er kann sich nicht entscheiden zwischen philosophischen Tiefgang und Klamauk und zwischen melancholischer Charakterstudie und sentimentaler Familienkomödie, wie besonders das überstürzte Happy End zeigt. Vielleicht will dieser Film über Sein und Haben sogar insgeheim ein satirischer Kommentar zu der in Frankreich umstrittenen Sparpolitik sein. Bei Geld hört eben der Spaß auf.

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