Kritik zu Monika Hauser – Ein Porträt
Ein filmisches Porträt von Monika Hauser, der Gründerin von »medica mondiale« und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, die sich seit über 25 Jahren als Frauenärztin für Opfer sexualisierter Gewalt einsetzt
»Wenn ich das Wort ›Vergewaltigung‹ höre«, so zitiert Monika Hauser ein Opfer, »dann ist das so, als würde jemand meinen Namen sagen.« Deutlicher kann man eine tiefe Traumatisierung kaum fassen. Monika Hauser und die von ihr gegründete Organisiation »medica mondiale« setzen sich seit über 25 Jahren für Frauen ein, die männliche Gewalt erdulden mussten, sei es im Krieg oder in einer archaischen bäuerlichen Gesellschaft, aus der sie selbst stammt. Als sie ein kleines Mädchen war, erzählte ihre Großmutter davon, dass auch sie den Gewalttaten des Großvaters ausgesetzt war. Aus dem Schock über diese Offenbarung schöpfte Monika Hauser Kraft für ihren Kampf. »Bei mir ist Schluss«, sagte sie sich, als sie spürte, dass das Trauma von den Müttern an die Töchter weitergegeben wurde. Sie wählte ein Medizinstudium, um sich auf die Seite der Schwachen zu stellen und ihnen eine Stimme zu geben. Was in Bosnien begann, hat sich inzwischen zu einem globalen Netzwerk entwickelt, das Monika Hauser 2008 den Alternativen Nobelpreis eintrug.
In allen Kriegen, und wahrscheinlich auch zu allen Zeiten, wurden Frauen Opfer sexueller Gewalt. Sie wurden gequält, zu Objekten von Lust und Macht degradiert und in der Folge mundtot gemacht. Überall schwiegen Frauen aus Scham und leugneten die Tat vor sich selbst. Wie auch sonst sollten sie überleben in einer Gesellschaft, die Täter ignoriert und den Opfern keinen Raum bietet. Der Kampf gegen Vergewaltigungen im Krieg ist so nötig wie aussichtslos, aber es hilft schon viel, wenn Frauen nicht mehr schweigen, sondern die Gewalt benennen. Das tut der Film ausgiebig. Wenn es aber um Bilder geht, darum, etwas zu finden, was jenseits der Sprache Bedeutung generiert, dann stößt er an seine Grenzen.
Es ist verständlich, dass Evi Oberkofler und Edith Eisenstecken keine Details der Vergewaltigungen zeigen können, es würde, wie Monika Hauser betont, die überlebenden Frauen erneut zu Opfern machen. Natürlich will man sich diskret verhalten und erst recht keinen männlichen Voyeurismus bedienen. Doch ein Film braucht Bilder, um mehr zu sein als ein sprachliches Dokument. Natürlich ist es ungeheuer wichtig, auf die Problematik aufmerksam zu machen. Und wenn die Regisseurinnen dabei ganz nah bei Monika Hauser bleiben, dann ist das ein zum Teil gelungenes Konzept. Dazwischen werden Bilder von Frauen im Schattenriss geschnitten, unterlegt mit einer pochenden Herz-Rhythmus-Maschine, die eine gewisse Bedrohlichkeit hervorruft. Doch wirklich überzeugend ist das nicht. Nähme man dem Film sein Bild und machte ein Radiofeature daraus, es gäbe fast keine Verluste. Ganz am Schluss zitiert der Film Angelina Jolies Versuch, sich dem Thema erzählerisch zu nähern. In ihrem Film »In the Land of Blood and Honey« aus dem Jahr 2008 wollte Jolie auf die Verdrängung und Banalisierung des Themas aufmerksam machen. Sie findet harte, aber keinesfalls bloßstellende Bilder für sexuelle Gewalt. Ihr gelang es, wie ein Kollege damals schrieb, »Bilder aufzustellen, um sie zu demontieren.« Das ist das große Manko dieses Porträts, dass es sich zurückhält, anstatt in seiner Anklage glaubwürdig zu schockieren.
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