Kritik zu Megamind

© Paramount Pictures

2010
Original-Titel: 
Megamind
Filmstart in Deutschland: 
02.12.2010
L: 
96 Min
FSK: 
6

In der neuesten 3-D-Animationskomödie aus dem Hause Dreamworks steht wie schon bei »Ich – Einfach unverbesserlich« ein Superschurke im Mittelpunkt. Der Film mit zahlreichen Insiderwitzen ist jedoch weniger etwas für Kinder als für Will-Ferrell-Fans

Bewertung: 3
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Die Nachfrage nach komischen Typen mit Umhang und Strumpfhosen scheint ungebrochen. Vor kurzem lief der Ulk »Kick- Ass«, und bevor mit »Green Lantern« 2011 der nächste Comic-Heftchen-Held eine bierernste Realfilmrenaissance erlebt, zieht nun »Megamind« als Animationskomödie ein parodistisch-postmodernes Zwischenresümee des aktuellen Genrezustands.

Hauptfigur also ist Megamind, ein hyperintelligentes, irrationales Kerlchen mit Kinnbärtchen und kobaltblauem Glühbirnenkopf. Er ist der Vertreter aller zu kurz Gekommenen – zwar von einem fernen Planeten zur Erde gesandt, aber dazu verdammt, der ewige Zweite zu sein. Schon in der Schule stahl dem unterprivilegierten Knilch der Schönling Metroman die Show. Im Erwachsenenalter besteht Megaminds ganzer Daseinszweck darin, mit einem Arsenal an Robotern und Wunderwaffen den angehimmelten Metroman, Beschützer von Metro City, zu bekämpfen. Nachdem es ihm unerwartet gelungen ist, sein Hassobjekt zu vernichten, fehlt Megamind der Antrieb für seinen Egotrip. Um neuen Lebenssinn zu finden, bastelt er mit Metroman-DNA aus einem unterbelichteten Mitbürger eine neue Nemesis. Doch seine Kreation besitzt nicht die Klasse des Vorgängers und trampelt wie ein tollwütiger Godzilla durch die Straßen.

Bei seinem Jonglieren mit popkulturellen Versatzstücken erinnert Regisseur Tom McGrath (»Madagascar«) diesmal ein wenig an einen besserwisserischen Nerd. Er stellt Megamind mit der kessen Reporterin Roxy einen Lois-Lane-Verschnitt zur Seite und zitiert gar Marlon Brando. In weiteren cool gemeinten Insiderwitzen heißt eine der Figuren in Anspielung auf die »Green Lantern«-Helden Hal Stewart – und nennt sich nach seiner Mutation in einem Wortspiel aus »Titan« und Strumpfhosen »Tighten«. Die Handlung mit ihrem dusseligen Möchtegernsuperschurken ist in großen Teilen ein Déjà-vu des kürzlich gelaufenen Trickfilms »Ich – Einfach unverbesserlich«, erinnert aber auch an »Die Unglaublichen – The Incredibles« und an die etwas penetrante Ironie der »Shrek«-Saga, in der die Schmuddelkinder der Märchengeschichte rehabilitiert werden. Jedoch lassen spritzige One-Liner, ein versierter Soundtrack, amüsante Nebenfiguren und die Schlusspointe bald vergessen, wie oft dieser Eintopf schon aufgewärmt wurde. Das 3-D-Format dagegen ist auch diesmal kein überzeugendes Argument für einen Aufschlag auf die Kinokarte.

Die Synchronisation u. a. mit Bastian Pastewka fällt nicht störend auf, besitzt jedoch nicht die Zugkraft der prominenten Originalstimmen mit Will Ferrell, Brad Pitt, Tina Fey und Ben Stiller. Größter Haken ist aber, dass der Zielgruppe die Geschichte um mindestens eine Ecke zu viel gedacht sein dürfte. Schon die augenzwinkernden Anspielungen sind an erwachsene Connaisseure adressiert. Und Kindern unter 10 Jahren wird die mit viel Tamtam untermalte Entlarvung des Bösen als narzisstische Neurose wenig sagen. Auch der Soundtrack mit alten Heulern von AC/DC über Guns 'n' Roses bis zu Michael Jackson verrät, dass diese Kinderkomödie versehentlich zum Divertimento für Will Ferrells übliche Klientel geraten ist.

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