Kritik zu Kraven the Hunter
Endlich mal eine Marvel-Adaption, von deren Erfolg an der Kinokasse nur wenig abhängt. Aaron Taylor-Johnson spielt den Jäger, der andere Böse bestraft
Wie es sich für Superheldenfilme gehört, ist »Kraven the Hunter« Teil eines größeren Plans. In diesem Fall ist die Marvel-Adaption bereits der sechste Versuch, das »Sony Spider-Man Universe« (SSU) zu etablieren. Wenn es sich bei den Vorgängern um drei »Venom«-Filme sowie um »Morbius« und »Madame Web« handelt, hat das einen Vorteil: niedrige Erwartungen. Hinzu kommt, dass »Kraven« seit Frühjahr 2023 mehrfach verschoben wurde, womit sich endgültig irgendwelche Ansprüche zerstreuten. Der Boden wäre also bereitet für eine Art Comeback. Oder auch nur für ein reflexhaftes »So schlecht ist er gar nicht«.
Für den Film spricht seine Besetzung: Aaron Taylor-Johnson verleiht der Titelfigur mit übertriebenem Waschbrettbauch eine Aura von Jeans-Werbung, die im guten Sinn den Hyper-Machismo dieses »Jägers« untergräbt. Noch besser passt Fred Hechinger – gerade erst als orientierungsloser Enkel im Senioren-Actionfilm »Thelma« aufgefallen – in die Rolle des Halbbruders, hinter dessen vermeintlicher Schwäche sich eine eigene Superkraft zu erkennen gibt. Christopher Abbott als der »Foreigner« macht seine Sache so gut, dass man sich mehr »Screentime« für ihn wünschen würde. Eher eintönig wirkt dagegen Alessandro Nivolas Rhino, während Russell Crowe als Papa Kravinoff nicht nur den russischen Akzent zu dick aufträgt.
Der Plot setzt klassisch mit einer Actionsequenz in der »Gegenwart« ein, springt dann in die Jugend-Origin-Story zurück, um danach mit einer Handlung weiterzumachen, der man anzumerken meint, dass sie mehrfach überarbeitet wurde. Einerseits macht das nichts, weil der Film mit seinen Naturkulissen eine angenehme Abwechslung zur artifiziellen Raumumgebung des üblich gewordenen »universe-hoppping« bietet. Andererseits ruft all das, was hier gut gelungen ist, wieder in Erinnerung, was noch so viel besser hätte sein können: allem voran ein stringenteres Drehbuch, das weniger darauf aus ist, schon den Nachfolgefilm zu etablieren, bevor dieser zu Ende ist.
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