Kritik zu Jugend ohne Gott

© Constantin Film

In der vierten Verfilmung von Ödön von Horváths Antifaschismus-Parabel verlegt Alain Gsponer die Handlung in die nahe Zukunft

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Ein Lehrer, der an seinen gleichgeschalteten Schülern verzweifelt, eine Klassenfahrt, die sich als paramilitärisches Trainingscamp entpuppt, und ein Mord: Ödön von Horváths Roman ist zugleich metaphysischer Selbstfindungskrimi und Gesellschaftskritik. Die Nationalsozialisten werden in dem 1937 in der Emigration verfassten Roman nicht genannt, sind aber klar als die Seelenmörder der Jugend identifizierbar. Es wird im Buch viel über Gott geredet, der als humanitäres Gewissen wider den barbarischen Ungeist erscheint.

In der neuen, sehr freien Adaption des Schweizers Alain Gsponer ist Gott ad acta gelegt. Es lag nahe, den Film im ästhetischen Geschmack der Zielgruppe aufzupeppen. So erinnert er an dystopische Welten à la »Die Tribute von Panem«. Aus den Horváth'schen Gymnasiasten wird eine Klasse aufstiegsbewusster Teenager. In einem alpinen Assessment-Center sollen sie um die Aufnahme an einer Elitehochschule kämpfen. Die Faschismuskritik des Romans wird im Film durch die Kritik an einer darwinistischen Leistungsgesellschaft und ihrem Elitedenken ersetzt; das verelendete Proletariat, bei Horváth eine junge Diebesbande, wandelt sich zu ominösen »Illegalen«. All diese Kniffe können nicht verdecken, dass die Handlung mit Botschaften und Stereotypen überfrachtet ist – und überdies reichlich wirr.

Angeberisch wird etwa viel digitaler Firlefanz wie Chips-Implantate und Drohnen vorgeführt, mit denen die kruppstählern blickenden Campleiter die Jugendlichen ausspionieren können. Dennoch passieren Unfälle, Diebstähle, Morde, Fluchten. Auch fragt man sich, warum der Lehrer, dessen schluffige Unrasiertheit ihn auf der Seite der Guten verortet, überhaupt je in dieser Schule mit ihren kernseifensaubergeschrubbten Second-Hand-Ariern angestellt wurde. Am meisten nerven die Frauenbilder, wobei gesagt werden muss, dass bereits von Horváth dem Kitsch nicht abgeneigt war

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