Kritik zu Hagen – Im Tal der Nibelungen

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Basierend auf Wolfgang Hohlbeins 80er-Jahre-Bestseller »Hagen von Tronje« versucht diese Adaption eine moderne Neuinterpretation der Nibelungensage im Gewand zeitgenössischer Fantasyserien, jedoch mit weniger Drachen

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»Die Nibelungen«, das weckt Erinnerungen und Assoziationen: an den Schulunterricht, an Richard Wagners Opernzyklus, an die Nibelungen-Festspiele in Worms, bei vielen vermutlich auch an Filmbilder. Um welchen Film es sich dabei handelt, dürfte stark vom Alter des Betrachters abhängen – heißt sein »Siegfried« Paul Richter, Uwe Beyer oder Benno Fürmann? Oder vielleicht sogar Tom Gerhardt? Ein Stoff, der im populären Gedächtnis also präsent ist, mit den »Schlüsselreizen« (so eine Kritikerin) »Drache, Schatz, Zwerg, Schwert, Ring«.

Mit diesen im Hinterkopf geht man in diese Neuverfilmung – basierend auf Wolfgang Hohlbeins Roman »Hagen von Tronje« (1986) – der »größten Sage aller Zeiten« (Filmplakat), deren Titel schon deutlich macht, dass hier andere Akzente gesetzt werden sollen. Denn Hagen von Tronje, das war bisher der Antagonist des blonden Recken Siegfried – ein finsterer großgewachsener Mann, stets ganz in Schwarz gewandet und mit ebensolcher Augenklappe.  

Waffenmeister Hagen (mit eindringlichem Stoizismus verkörpert von dem holländischen Schauspieler Gijs Naber) ist der starke Mann am Hof von Burgund nach dem plötzlichen Tod des Königs, dessen Sohn Gunter seiner Aufgabe als Thronfolger offensichtlich (noch) nicht gewachsen ist. Aber Hagen ist ein treuer Diener, auch über den Tod des Königs, der das Waisenkind einst aufgenommen hatte, hinaus. Nie würde er rebellieren gegen diejenigen, die über ihm stehen und doch so viel weniger können als er. Aber Hagen trägt auch ein Geheimnis in sich, die unausgesprochene Liebe zur Königstochter Kriemhild. Als eines Tages Siegfried von Xanten mit seinen Männern am Hofe auftaucht, kommt Leben in die erstarrten Verhältnisse. Denn Siegfried ist ein Draufgänger, ein charismatischer Mann, Stoff von Legenden, zumal jener, dass er den letzten lebenden Drachen erschlagen habe. Das anschließende Bad in dessen Blut habe ihn unverwundbar gemacht.

Als Gunter, durch Siegfrieds Erzählungen angestachelt, um die Hand der unnahbaren Königin Brunhild anhalten will, benötigt er dafür die Hilfe Siegfrieds. Denn nur wer die Amazone im Zweikampf besiegt, bekommt sie zur Frau. So beginnt ein verhängnisvoller Kreislauf von Gefälligkeiten und Tauschhandeln, ein Liebeskarussell des ausgelebten und des unterdrückten Begehrens.

Dieses Drama von Menschen, die in ihren Rollen gefangen sind, erzählt der Film durchaus schlüssig. Mit den »Alten Wesen« führt er ein Fantasyelement ein: Sie löschten einst Hagens Familie aus, sind jetzt präsent in den Mischwesen Brunhild und Alberich, einer alterslosen Figur, die Siegfried zu Diensten ist. Dass deren Magie eher im Vagen bleibt, passt dazu, dass die klassischen Momente der Saga hier oft verknappt sind. Ob daraus einzig der Wunsch spricht, sich auf das Drama der Figuren zu konzentrieren, muss offenbleiben. Schwer vorstellbar, dass Schauwerte reserviert sind für die längere Fernsehfassung, bereits im kommenden Jahr als sechsstündiger Mehrteiler bei RTL+ angekündigt.

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