Kritik zu Grump

© Arsenal Filmverleih

Mit skandinavischer Lakonie inszeniert Mika Kaurismäki ein Roadmovie durch Deutschland: denn nur dort gibt es einen 72er Escort. Und auf ein anderes Auto will sich der 72-jährige Grump nicht einlassen

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Woran denkt man beim Wort »Escort«? An sexuelle Dienstleistungen oder aber an ein Automodell? Aus der Verwechslung beider Bedeutungen bezieht dieser Film einige Komik – mit begrenzter Haltbarkeitsdauer. Glücklicherweise ist das nur ein Moment in der Geschichte um einen alten Griesgram, den Grump, die dann in jeglicher Hinsicht versöhnlich endet. Der »Grump«, im finnischen Original »Mielensäpahoittaja«, ist ein alter Mann, Witwer, der seine Fellmütze nur selten ablegt und die Überzeugung hegt: »Früher war alles besser.« Sein Schöpfer ist der Comiczeichner und Autor Tuomas Kyrö, dessen Romanreihe um diese Figur in Finnland ein großer Erfolg war. 2010 erschien der erste Band (2017 als »Der Grantige« auch in deutscher Übersetzung), weitere folgten 2012 und 2014. Die erste Verfilmung (2014) lief als »Kaffee mit Milch und Stress« drei Jahre später auch in deutschen Kinos, in einer zweiten (2018), die es in Deutschland nur zu einer Festivalaufführung brachte, übernahm Heikki Kinnunen die Titelrolle, er verkörpert sie auch im neuen Film, diesmal inszeniert von Mika Kaurismäki.

Zu Beginn sitzt der Grump am Steuer seines Wagens, eines Ford Escort, mit dem er von der Straße abkommt, als zwei kleine Jungen plötzlich auf ihr auftauchen. Hat er sich die beiden vielleicht nur eingebildet, sich an seine eigene Jugendzeit erinnernd? Als er jedenfalls aus dem Krankenhaus kommt und seinen Wagen aus der Werkstatt abholen will, teilen ihm seine beiden Söhne mit, dass sich die Reparatur nicht gelohnt hätte, er selber kann nur noch mitansehen, wie das Auto auf dem Schrottplatz zerquetscht wird. Grumps Nachbar rät ihm, ein gebrauchtes Modell zu kaufen, und findet im Internet auch gleich ein Angebot – in Hamburg. Mit den dafür erforderlichen 22.500 Euro in bar in seinem Koffer macht sich der Grump auf den Weg dorthin, wo er von einem Taxifahrer zunächst in einem einschlägigen Etablissement abgesetzt und später Opfer eines Raubüberfalls wird. Als er im Krankenhaus erwacht, sitzt sein Bruder Tarmo neben ihm, zu dem er seit langer Zeit keinen Kontakt mehr hatte. Wie es dazu kam, wie sich die Brüder bei ihrer Fahrt durch Deutschland einander annähern und wie Tarmo Geheimnisse aus der Vergangenheit preisgibt, davon erzählt der Roadmovie-erfahrene Mika Kaurismäki mit einer Komik, die in ihren besten Momenten an die Lakonie der Filme seines Bruder Aki erinnert und die in Mikas letzten beiden Filmen »Master Cheng in Pohjanjoki« und »Eine Nacht in Helsinki« schon recht ausgeprägt war. Öfter setzt er aber auch auf die eher grobschlächtigen Muster von Feelgoodmovies.

Dabei arbeitet der Film immer wieder mit Parallelen, zwischen den Brüdern, aber auch im Verhältnis des Grumps zu seinen beiden recht ungleichen Söhnen, dem Banker Pekka, der sich gerade folgenschwer verspekuliert hat, und dem sanften Hessu. Sie alle müssen lernen, sich der Verantwortung zu stellen. Am Ende sitzen drei Generationen in einer sommerlichen Idylle an einem langen Tisch, das ist schon fast zu viel an Wohlgefühl – aber in Zeiten wie diesen hat auch so etwas seine Berechtigung.

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