Kritik zu The Expendables
Sylvester Stallone lädt Mickey Rourke, Dolph Lundgren, Jet Li, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger zu einer wahren Götterdämmerung der Actionstars
Alterswerke, das sind eine ganz eigene Kinospezies. Oft genug übertreffen sie Erstlingsfilme an Radikalität, als hätten die alten Regiehaudegen nichts mehr zu verlieren. Man denke an Fords »Der Mann, der Liberty Valance erschoss« oder Dreyers »Gertrud«: Das sind grimmige, sentimentale Filme, emotional und analytisch zugleich. Alterswerke wirken zudem meist billig, so teuer sie auch produziert sein mögen: weil sie sich jeglichen erzählerischen Brimboriums entledigt haben.
Sylvester Stallones »The Expendables« ist in diesem Sinne ein Alterswerk. Der Film wirkt reduziert, auf Highlights zurechtgestutzt. Stallone hat gleichsam die großen Action-Machismo-Opern wie »Die sieben Samurai« oder »Das dreckige Dutzend« in die heutige Zeit versetzt und lässt sie unter Anreicherung mit explosiver Hightech-Action von Stars der 80er interpretieren.
Stallones Film hat durchaus gute Ansätze, natürlich ist man eingenommen von seinem Dreamteam aus Leinwandheroen, das unschuldiger im Sinne des B-Film-Stils daherkommt als Tarantinos »Inglourious Basterds«. Als Mix aus Underdogs und privater Eliteeinheit hausen die alt gewordenen Kämpfer in der Seitengasse irgendeiner US-Metropole. Ihr Unterschlupf gleicht einem Hardcore-Vereinsheim, teils Werkstatt, teils Tattoo-Studio. Zur Truppe, die von Stallone angeführt wird, gehören u. a. Dolph Lundgren als durchgeknallter Scharfschütze, Jet Li als einsamer Nahkämpfer und Mickey Rourke als bizarrmelancholisches Faktotum. Der jüngste in diesem verwegenen Haufen ist Jason Statham, seit den »Crank«-Filmen als Adrenalinjunkie ein Vertreter des neuen Actionkinos.
Diese Expendables sollen nun im Auftrag des mysteriösen Mr. Church (Bruce Willis in einem Cameo-Auftritt) eine mittelamerikanische Insel von ihrem brutalen Diktator befreien. Bald müssen Stallones Mannen erkennen, dass hinter dem Diktator der wahre Bösewicht in Gestalt des hässlichen Amerikaners lauert: Eric Roberts, seit den 80ern ein großartiger Fiesling, gibt einen ehemaligen FBI-Argenten, der die Bodenschätze der Insel ausbeuten will und Rebellen mit Guantanamo-Methoden foltert. Ihr pervertiertes Spiegelbild in Person von Eric Roberts betrachtend, werden Stallone und Co. zu so etwas wie amerikanischen Guerilleros.
Man möchte »The Expendables« gut finden, der Film besitzt einen wüst naiven Charme und die Unverfrorenheit eines Alterswerks. Aber Stallone ist schlampig bei der Zurichtung seines Films, beim Erzählen seiner Story. Man vermisst die Körperlichkeit von Aldrich-Filmen oder die komplexen Rituale von Männerfamilien à la Howard Hawks und möchte die Fragmente von Stallones eher väterlicher Liebe zu einer Rebellin und ihren Tattoo-Zeichnungen gerne anders zusammenfügen.
Ganz schlecht ist Stallone schließlich, wenn er ironisch sein will. Der witzig gemeinte Gastauftritt von Arnold Schwarzenegger ist eine einzige Peinlichkeit. Und wenn sich Stallone und Statham am Ende kumpelhaft über Stallones Lovestory lustig machen, verrät sich der Film selbst. Die Götterdämmerung der Actionhelden ist die Albernheit.
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