Kritik zu Elegy oder die Kunst zu lieben

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Ein alter Mann, eine junge Frau, die Liebe und der Tod: die spanische Regisseurin Isabel Coixet hat den Roman »Das sterbende Tier« des amerikanischen Erfolgsautors Philip Roth verfilmt

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In Filmen wie »Mein Leben ohne mich« und »Das geheime Leben der Worte« hat sich die spanische Regisseurin Isabel Coixet als einfühlsame Anwältin von Frauen erwiesen, die durch Krieg und Krankheit gezeichnet waren. Auf den ersten Blick mag es also durchaus verwundern, dass sie jetzt als erste weibliche Regisseurin ausgerechnet einen Roman des für seinen kruden Machismo bekannten Autors Philip Roth verfilmt hat – doch sie treibt ihm kurzerhand einen guten Teil seines Machismo aus.

Unter Coixets Regie ist Roths autobiografisch gefärbter Roman »Das sterbende Tier« nicht einfach nur der Monolog eines alternden promisken Zynikers, der den unverbindlichen Thrill sexueller Eskapaden sucht und überraschend von der Liebe übermannt wird, sondern tatsächlich auch eine Elegie auf eine ebenso starke wie empfindsame und schöne Frau. Sanft schiebt sich über die dezidiert männliche Perspektive ein weiblicher Blick. Dabei geht es Coixet keinesfalls darum, einen Krieg der Geschlechter anzuzetteln, statt dessen stellt sie behutsame Reflexionen an, über die Natur der Liebe, über das Alter und den Tod, über Schönheit, Jugend und Vergänglichkeit, über Väter und Söhne und alles, was sonst noch zur condition humaine gehört.

Eine Geschichte über eine hitzige Affäre zwischen einem älteren Mann und einer jungen schönen Frau, zwischen dem alternden Literaturprofessor David Kepesh und seiner selbstbewussten kubanisch-amerikanischen Studentin. Der Mann, der aus seiner Ehe geflohen ist und bisher seine Unabhängigkeit um jeden Preis verteidigt hat, wird von der Liebe befallen wie von einer schleichenden Krankheit. Dementsprechend ungläubig nimmt etwa sein langjähriger Freund (gespielt von Dennis Hopper) zur Kenntnis, dass dieses Mädchen David tiefer berührt als jede andere Frau zuvor, wobei im Raum stehenbleibt, ob es sich um wahre Liebe handelt oder doch eher um die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit. Dabei funktioniert die Chemie zwischen Ben Kingsley (der unter weniger konzentrierter Regie leicht zum Chargieren tendiert) und Penélope Cruz erheblich besser als die von Anthony Hopkins und Nicole Kidman in der ebenfalls nach einem Drehbuch von Nicholas Meyer entstandenen Verfilmung von Roths »Der menschliche Makel«.

Getrieben von seinen wachsenden Sorgen über das Schwinden seiner Attraktivität lässt sich Kepesh zu eifersüchtigen Manövern hinreißen, deren Konsequenz er erst begreift, als es schon zu spät ist. In seiner hilflosen Arglosigkeit erinnert er zuweilen an den ähnlich selbstzerstörerischen Helden von Patrice Chéreaus Intimacy. Allerdings geht es Coixet nicht darum, Urteile zu fällen, stattdessen ruht der Blick ihrer Kamera voller Zärtlichkeit auf einem Mann, der das Potenzial hat, eine ganze Menge Frauen gegen sich aufzubringen. Ganz bewusst hat sich Coixet gegen provokant hitzige Sexszenen entschieden. Wenn man ihr etwas vorwerfen könnte, dann, dass ihr Film darüber ein wenig zu sauber und durchdacht geraten ist, in der erlesenen Schönheit von wohlkomponierten Bildern, wohltemperierten Klängen und wohlgewählten Worten. Und auch die imposante Riege großartiger Schauspieler wirkt hier und da ein wenig zu gefasst. Peter Sarsgaard als enttäuschter Sohn eines Vaters, der die Familie vor vielen Jahren verlassen hat, Patricia Clarkson als selbstbewusste Dauergeliebte, die alle paar Wochen für ein paar Stunden Sex aus ihrem hektischen Geschäftsleben aussteigt, Dennis Hopper als Dichter und bester Freund, Debbie Harry in einem kurzen Auftritt als seine Frau.

Ganz nebenbei streift Coixet nicht nur den Alltag im prüden Amerika, in dem die Errungenschaften der sexuellen Revolution in der Biederkeit des bible belt erstickt werden, sondern auch die Mechanismen des Kinos: Wenn Kepesh am Strand wunderschöne Photos von Consuela macht, und sich zu Hause in der Dunkelkammer über das, was er sieht, nur wundern kann, dann kann man sich gut vorstellen, dass es Isabel Coixet hinter ihrer schweren Kamera bisweilen genauso gehen mag. Und am Ende, wenn sich Consuela mit einem schweren Schicksal arrangieren muss, dann erinnert sie auf verblüffende Weise doch noch an Sarah Polley in »Mein Leben ohne mich«.

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