Kritik zu Don – The King Is Back
Da staunt das Brandenburger Tor: Bollywood will Berlin mit einem Actionknaller erobern. Gefördert übrigens vom Medienboard Berlin-Brandenburg und dem Deutschen Filmförderfonds
Bei der obligatorischen Verfolgungsjagd donnern die Automobile die Treppen zur U-Bahn hinunter und der finale Massencrash findet kurz vor dem Brandenburger Tor statt. Es gibt konspirative Treffen im Olympiastadion und bei der Stadtrundfahrt mit dem Touristen- Doppeldecker. Bei einer Charity-Gala wird unter Kronleuchtern Walzer getanzt. Das ist zwar nicht besonders berlinspezifisch, aber mit dem Spezifischen nimmt es Bollywoods Erfolgsregisseur Farhan Akhtar sowieso nichtso genau.
Gerade haben wir bei Dominik Graf (»Im Angesicht des Verbrechens«) gelernt, dass sich Berlins Unterwelt in der Hand der Russenmafia befindet. Schon müssen wir umlernen. Asiens Topdrogenboss namens Don, gespielt vom Megastar des indischen Kinos Shah Rukh Khan, ruft aus: »Wir sind überall!«, und er meint damit, dass er seine Mittelsmänner längst schon in Berlin sitzen hat. Zum Beispiel im Vorstand der Deutschen Zentralbank. Don will jetzt Europa erobern. Auch die Unterwelt steht unter dem Zeichen der Globalisierung.
In einer raffiniert ausgeklügelten Aktion will Don in den Hochsicherheitstrakt der Bank eindringen und die Euro-Druckplatten entwenden. Er zweifelt keinen Augenblick daran, dass die Sicherungsschirme der europäischen Finanzmarktpolitik funktionieren. Zuerst aber muss er sich aus dem Hochsicherheitstrakt eines malaysischen Gefängnisses befreien und eine bollywoodeske Discotanznummer abliefern. Ein Actionformelfilm, der den Sekundentakt von Musikvideoclips ebenso routiniert exekutiert wie den Nahkampfthrill à la Playstationgames. Berechnet auf die Mentalität von pubertierenden Jungs, die für ihre Grandiositätsfantasien Futter benötigen. Mit einem Helden, der allzeit süffisant lächelt, ob er gerade seine Widersacher exquisit sadistisch ins Jenseits befördert oder das Tanzbein schwingt.
Alle sind hinter Don her: die Euromafiosi, denen er das Territorium streitig macht, seine asiatischen Exkonkurrenten, die er vorübergehend als Kombattanten anheuert, allerlei Auftragskiller. Dazu zwei malaysische Interpol-Kommissare: der alte Haudegen, der eigentlich in Rente gehen will, und dessen attraktive junge Kollegin, die immer ganz nah an Don herantritt, um ihm zuzuflüstern, dass er ein furchtbar übler Bösewicht sei. Woraufhin Don sie jedes Mal – das ist der erotische Running Gag zwischen beiden – »Meine Wildkatze!« tituliert.
Zu den altbekannten, formelhaft abgehakten Motiven gehören neben der Verfolgungsjagd: der Moment, in dem sich der Held eine Gesichtsmaske abzieht, der Sprung vom Hochhaus, die Verschrottung eines Automobils samt Insassen und vieles mehr. Ein Film, der derart bedenkenlos abkupfert, wäre nur dann vergnüglich, wenn er seinen Zitaten einen besonderen Twist verleihen könnte, eine ausdrückliche Over-the-top-Selbstironie. Darauf aber wartet man hier vergebens.
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