Kritik zu Die Rumba-Therapie

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In seiner zweiten Regiearbeit entwickelt der Bühnen- und Leinwandkomödiant Franck Dubosc seine Figur des belehrbaren Machos weiter: Ein hüftsteifer und bornierter Einzelgänger muss lernen, väterliche Verantwortung zu übernehmen

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4 (Stimmen: 1)

Es gibt Geschichten, deren Konstruktion der Originalität nicht bedarf, aber nicht immer gegen sie gefeit ist. Das beliebte Kinosujet des Gesellschaftstanzes, der neuen Schwung in das Leben von einsamen, verschlossenen Mittfünzigern bringt, gehört dazu. Der Takt ist unerbittlich munter vorgegeben; zumal in den lateinamerikanischen Disziplinen.

Der Tanz, bei dem die Partner sich näher kommen sollen, ist hierbei gleichermaßen kinetische Attraktion wie Mittel zum Zweck. Es gilt, mit den Schritten auch die Gefühle zu erlernen, die sie ausdrücken. Deren Natur kann freilich variieren, und auch bei der Partnerwahl besteht Spielraum. Franck Duboscs Film nützt ihn so vergnügt wie wehmütig: als ein Terrain der Reue und Erkenntnis. Die romantische Anbahnung, von der er erzählt, schlägt der Vorhersehbarkeit zwar kein Schnippchen, ringt aber feinsinnig mit den Hindernissen, die sich ihr in den Weg stellen.

Der Schulbusfahrer Tony (Dubosc) wohnt dem eigenen Leben seit langen Jahren nurmehr bei. Seinen Traum von einem Leben in Amerika hat er verpasst. Für tiefe Bindungen gibt es in seinem Alltag keinen Platz, wenngleich der Kollege Gilles (Jean-Pierre Darroussin) keinen Zweifel an ihrer Freundschaft hegt. Das triste Einerlei findet ein jähes Ende, als er einen Herzinfarkt erleidet und entdeckt, dass er einiges wieder gut zu machen hat. Tony sucht eine inzwischen verheiratete Freundin auf, die er vor der Geburt ihres gemeinsamen Kindes verließ. Zum Abschied gibt sie ihm die Information mit auf den Weg, dass ihre Tochter in einer Tanzschule in Paris arbeitet.

Maria (Louna Espinosa) stellt hohe Ansprüche an die Kandidaten, die sie zu ihrem Rumba-Kurs zulässt. Da Tony vermutet, seine Nachbarin Fanny (Marie-Philomène Nga) müsse als Kongolesin den Tanz beherrschen, übt er erste Schritte mit ihr. Die temperamentvolle Lehrerin nimmt ihn tatsächlich unter ihre Fittiche, aber Tony fehlt immer wieder der Mut, ihr zu gestehen, wer er ist. Wird es ihm dennoch gelingen, seine Tochter diesmal nicht zu enttäuschen?

Es ist keineswegs eine ausgemachte Sache, dass Duboscs Figur je so etwas wie Würde gewinnen könnte. Dank seiner abgehalfterten Virilität (Schnauzbart, Tätowierung, Jeans, Cowboystiefel, die erste Zigarette noch vorm Aufstehen) bietet sich Tony wacker als Zielscheibe des Spotts der modernen Zeit dar. Seinen beiläufigen Rassismus muss ihm die resolute Nachbarin auch erst einmal austreiben. Maria tischt er, aus Feigheit und Scham, eine Lüge nach der anderen auf. Allmählich beginnt er jedoch, einnehmend zu werden, denn Dubosc hält ihn in der Defensive. Sein Macho-Gehabe ist sich des eigenen Gescheitertseins bewusst; die Einsamkeit war auch eine Form der Buße. Im Verlauf von Tonys Lernprozess überlässt der spendable Autor und Regisseur Dubosc seinen LeinwandpartnerInnen die besten Gags. Die Annäherung von Vater und Tochter darf in einem sanften Vorstadium der Komik bleiben. Ihre Gefühle scheinen ihm zu kostbar, um sie einer übereilten Pointe preiszugeben.

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