Kritik zu Den Sternen so nah

© Tobis Film

2017
Original-Titel: 
The Space Between Us
Filmstart in Deutschland: 
09.02.2017
L: 
121 Min
FSK: 
6

Wer auf dem Mars aufwächst, dem muss die Erde wunderbar vorkommen: In Peter Chelsoms neuem Film verkörpert Asa Butterfield einen Jungen, der auf dem roten Planeten aufwuchs und nun das Chaos des blauen erkundet

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Es gibt Dinge, die sind schwer zu erklären. Zum Beispiel, dass man aus der Zukunft kommt oder auch vom Mars, wie Gardner Elliot, der 16-jährige Held von Peter Chelsoms neuem Film. Von den Frauen, für die er sich interessiert, wird er für einen Hochstapler und Lügner gehalten, Genau aus diesem Clash der Kulturen bezieht Chelsom, der schon immer ein besonderes Faible für überraschende Konstellationen hatte, den subversiven Witz der von ihm selbst erdachten Geschichte.

Als Mitglied einer Marsmission entdeckt Gardners Mutter Sarah ihre Schwangerschaft erst nach dem Start ins All. Bei der NASA wird entschieden, das Missgeschick, dem die Mutter bei der Geburt zum Opfer fällt, zu vertuschen. 16 Jahre später muss sich Gardner nun mit den Konsequenzen auseinandersetzen, mit den widrigen Umständen seines Lebens auf dem roten Planeten, auf dem er nur vierzehn Menschen kennengelernt hat, allesamt Wissenschaftler, die ihn in einer Blase aufgezogen haben. Mit 16 Jahren drängen Kinder gewöhnlich aus dem Elternhaus, was gar nicht so leicht ist, wenn man bis zu 400 Millionen Kilometer entfernt von den nächsten Menschen lebt. Es erweist sich dann aber doch leichter als den Wissenschaftlern lieb ist, schließlich herrscht das Zeitalter der elektronischen Kommunikation: Heimlich chattet Gardner mit einem Waisenmädchen namens Tulsa aus Oklahoma, die sich aus anderen Gründen deplatziert fühlt. Sie inspiriert ihn, sich ein Schlupfloch zur Erde zu erkämpfen, was wiederum für einen Menschen, der völlig ohne Schwerkraft aufwuchs, mit einigen Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist.

Asa Butterfield, der in Filmen wie »Der Junge im gestreiften Pyjama«, »Hugo Cabret« und »Die Insel der besonderen Kinder« zum Spezialisten für außergewöhnliche Lebensumstände herangewachsen ist, spielt die Fremdheit auf der Erde subtil aus: mit entwaffnend offenem Blick aus glasig blauen Augen, reduzierter Mimik und unsicheren Schritten. Auf die Frage, wie er sich fühle, erwidert er: »schwer«. Den Prozess der Akklimatisation geht er ansonsten frontal an: Auf der Suche nach dem Mädchen aus Oklahoma stellt er jedem, dem er begegnet, die Frage, was denn das Beste auf der Erde sei. Ähnlich wie Simon Peggs Hector, der in Chelsoms letztem Film Erkenntnisse über das Glück sammelte, gewinnt hier Gardner Einsichten in die irdische Existenz, wenn er mal einfache, mal tiefgründige Statements zu hören bekommt. Den Regen, der alles wegwäscht, lobt der eine, die Träume, die alles ermöglichen, der andere, oder auch nur die Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen.

Im Kontrast zur kühlen Effizienz der Forscherexistenz auf dem fernen Mars erscheint das Leben auf der Erde für den Jungen magisch. Gardner entdeckt den Zauber der banalen Dinge des Alltags, und der Film schlägt immer neue Funken aus der Art, wie Gardner das wenige, das er aus Filmen kennt, falsch oder viel zu direkt auf die Wirklichkeit anwendet. Den Sternen so nah ist zugleich warmherzige Komödie, Weltraumabenteuer und zarte Romanze.

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