Kritik zu Das grüne Gold
Wieso exportiert ein vom Hunger geplagtes Land wie Äthiopien Lebensmittel? Joakim Demmer recherchierte für seinen eindrucksvollen Dokumentarfilm in Afrika, bei NGOs und Lobbyisten in den Industrienationen
Jörg Hartmann kennen wir als Dortmunder »Tatort«-Kommissar. In diesem Dokumentarfilm ist seine Stimme das Alter ego eines Filmemachers, der auch einem Krimi auf der Spur ist. Und leider ist die hier erzählte Geschichte wahr. Es geht um den global grassierenden Landraub an Kleinbauern allgemein. Und ganz konkret um die Region Gambela im äußersten Westen von Äthiopien, wo der saudische Milliardär Mohammed Al Amoudi im Nationalpark für seine Firma Saudi Star zehntausend Hektar Urwald (mit der Option für mehr) roden ließ, um Basmatireis für den Export anzubauen und zu verarbeiten. Und er ist nicht der Einzige.
Filmemacher Joakim Demmer wunderte sich, wieso ein Land mit großen Hungerproblemen Lebensmittel exportiert. Und er recherchiert erst bei Lobbyisten in New York und dann gemeinsam mit dem äthiopischen Journalisten Argaw Ashine am Ort des Geschehens selbst, wo die Regierung zur Beschaffung von Devisen solche internationalen Investoren großzügig einlädt und das Agrarentwicklung und Fortschritt nennt. Die bisher auf dem Gebiet lebenden Kleinbauern, die durch die Vertreibung sowohl Lebensunterhalt wie Heimat verlieren, sehen das etwas anders.
Irgendwann wird die Recherche für den Äthiopier zu gefährlich (er flieht später nach Deutschland, ein widerständiger Angestellter des Nationalparks, der ebenfalls mit Demmer arbeitete, sitzt in Addis Abeba im Knast), und Demmer kehrt allein nach Gambela zurück, wo sich aus dem Landkonflikt eine Art Bürgerkrieg entwickelt hat. Die einzige Hoffnung für eine friedliche Veränderung der Situation setzen die Vertriebenen auf den Menschenrechtler David Pred von Inclusive Development International. Die NGO setzt sich für Opfer der Politik der Weltbank ein, die (wie EU-Instanzen auch) mit ihren Programmen zur »Villagisation« die Enteignungen tatkräftig unterstützt. Erfolgreich ist er damit nicht. Doch es sind die stärksten (und hoffentlich etwas bewegenden) Momente dieses starken Films, wenn die aus ihrer Heimat vertriebenen Bauern ihre anklagenden Stimmen sehr klar und deutlich über die Kamera direkt an die UN-Institution richten.
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