Kritik zu Chasing Mavericks
Drei Monate aus dem Leben der real gelebt habenden Surflegende Jay Moriarty, umgesetzt mit Jonny Weston als Jay, Gerard Butler als sein Mentor und Lehrer Frosty Hesson und ein paar Realansichten der originalen »Mavericks«-Wellen
Hier ein Junge, der zu früh Verantwortung übernehmen musste und sich nach geordneten Familienverhältnissen sehnt. Dort, auf der anderen Straßenseite, ein Mann, für den die Familie bei aller Liebe auch ein Gefängnis ist, in dem er sich nach der großen Freiheit sehnt. Was die beiden brauchen, ist eine Herausforderung, die größer ist als ihr Alltag – in Gestalt von mehr als zwanzig Meter hohen Wellen an der Küste von Santa Cruz, den sogenannten Mavericks. Und sie brauchen einander, auch wenn der Ältere das zunächst nur widerwillig akzeptiert – und die Konstruktion des Films bisweilen nah am Klischee und knapp an der Standardformel vorbeisurft.
Eine Herausforderung sind die Wellen auch für Filmregisseure, die eine Balance finden müssen zwischen der überwältigenden Macht des Naturschauspiels auf der einen Seite, und einer intimen menschlichen Dimension auf der anderen. Während sich Dokumentarfilme wie Riding Giants von Stacy Peralta oder The Endless Summer von Bruce Brown auf den Wellen treiben lassen können, braucht ein Spielfilm die Erdung einer Geschichte, die tiefer geht als die Oberflächen des Lifestyles. Die Vater-Sohn-Geschichte, die sich zwischen dem jungen ehrgeizigen Surfer Jay Moriarty und der Surflegende Frosty Hesson tatsächlich mehr oder weniger so zugetragen hat, erweist sich da als schöne Klammer zwischen Außenwelt und Innenleben. Dabei erinnert Hesson als strenger, unnachgiebiger Lehrer, der das Surftraining zur Lebensphilosophie macht, an den Karate-Kid-Meister Mr. Miyagi. Auch die Vater-Kind-Konstellationen in Clint Eastwoods Million Dollar Baby klingen nach, denn hier wie dort ist der Sport ein Weg, um die schwierigen Verhältnisse in Familie und Umfeld zu überwinden: Wenn Frosty Hesson seinem Schüler Durchhaltevermögen, Beobachtungsgabe und mentale Disziplin beibringt, dann geht es immer um mehr als nur die Beherrschung der Wellen. Mit seiner ausgesprochen männlichen und sehr physischen Präsenz verkörpert Gerard Butler glaubwürdig den zunächst ruppig reservierten Loner. Und Johnny Weston balanciert seinen Jay Moriarty zwischen der fragilen Verletzlichkeit und der eisernen Entschlossenheit des klassischen Rebels without a cause. Elizabeth Shue, die gerade eine zweite Karriere als gebeutelte Single-Mom erlebt, spielt Jays Mutter zwischen Selbstzweifeln und selbstbewusstem Charme.
Man kann nur raten, wie der Film aussehen würde, wenn Curtis Hanson nicht während des Drehs wegen Krankheit ausgefallen wäre und nicht durch den Veteranen Michael Apted hätte ersetzt werden müssen. Dennoch kann sich Chasing Mavericks mit seiner Kombination von realen Wellen, Computereffekten und virtuosem Sounddesign durchaus in jene großen Filme einreihen, die von der bedrohlichen Faszination und dem gefährlichen Sog des Meeres erzählen, wie Luc Bessons The Big Blue, John Milius Tag der Entscheidung oder Kathryn Bigelows Gefährliche Brandung. Die reale Geschichte der Surflegende Jay Moriarty, der ein paar Jahre nach den Ereignissen im Film tragisch in den Wellen ums Leben kam, wird zu einer zeitlosen Geschichte über die Lebenslektionen, die sich seit Urzeiten aus dem Sport ableiten lassen, transzendiert.
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