Kritik zu American Pie: Das Klassentreffen

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Jim, Oz, Finch, Michelle, Stifler – und wie sie alle heißen – treffen sich zehn Jahre nach der Graduierung und agieren auf der Leinwand aus, was der Zuschauer im Kino auch empfindet: Nichts ist mehr so lustig wie einst

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Der erste American Pie gehört zu jener Sorte von Filmen, die man im Lauf der Jahre mit anderen Augen zu sehen beginnt. Bei seiner Uraufführung im Jahr 1999 galt er noch als Teenieklamauk, der vor allem von Zoten und sexuellen Grenzüberschreitungen lebt. Ausgesprochen lustig war das Ganze damals trotzdem schon. Aus heutiger Perspektive aber treten die originellen Derbheiten deutlich in den Hintergrund. Vielmehr kann man American Pie inzwischen als pointiertes und durchaus liebevolles Porträt amerikanischen Jugendlebens schätzen. Die beiden Fortsetzungen waren angemessen derb, darin auch nicht unlustig, wirkten aber zusehends hilfloser bei dem Versuch, an der schwindenden Jugendlichkeit der Protagonisten festzuhalten.

Das Gefühl, dass alles nicht mehr so unbeschwert ist, wie es in der Jugend einmal war, macht American Pie: Das Klassentreffen nun explizit zum Thema. 13 Jahre nach ihrem Highschool-Abschluss kommen die Freunde zurück in ihre Heimatstadt, um ein Klassentreffen zu besuchen. Sie haben sich seit damals offenbar nicht mehr gesehen, die jugendlichen Flausen sind »erwachsenen« Problemen wie Karrierefrust und Ehestress gewichen. Jim (Jason Biggs) zum Beispiel hat zwar einen soliden Job und einen putzigen Sohn, aber schon seit Jahren keinen Sex mehr mit seiner einst umwerfend leidenschaftlichen Frau Michelle (Alyson Hannigan) gehabt. Seinen Kumpels geht es kaum anders. Allein der berüchtigte Stifler (Seann William Scott) ist noch immer ganz der Alte, ein dümmlich-pubertärer Sexprotz, der nie das richtige Maß findet.

Natürlich geraten sämtliche Mitglieder der Clique in allerlei schlüpfrige und peinliche Situationen. Das offensichtlich angestrebte Ziel des Films, nämlich an den Charme und den Geist des ersten Teils anzuknüpfen, wird jedoch in keiner Hinsicht erreicht. Neben den müden, nur selten wirklich amüsanten Gags liegt das vor allem an der ernüchternden Tatsache, dass aus den lebenshungrigen Teenagern ziemlich deprimiert aussehende Erwachsene geworden sind. Da passt es, dass auch die Darsteller, allen voran Mena Suvari und Jason Biggs, ihre jugendliche Frische verloren haben. Wenn man so will, kommen die Charakterisierung der Figuren und die Anmutung der Darsteller auf traurige Weise zur Deckung.

Der unbekümmerte Elan ist spießbürgerlichem Ernst gewichen, die Eskapaden von einst sind den Freunden heute vor allem peinlich. Kaum zu glauben, dass die Regisseure Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg auch die großartig-anarchischen Harold-und-Kumar- Filme geschrieben haben. American Pie: Das Klassentreffen gibt sich frivol, ist in Wahrheit aber von politisch korrekter Prüderie und in seiner Beziehungsmoral schlicht reaktionär. Wer sich mit Anfang 30 noch zu wechselnden Sexualpartnern und gelegentlichem Drogenkonsum bekennt, ist vor allem als Frau sofort suspekt. Bei den Männern gilt schon die Rückeroberung des Highschool-Sweethearts als kühne Heldentat. So geht es einem hier so ähnlich wie bei einem echten Klassentreffen: Der Reiz des Wiedersehens verfliegt schnell und eigentlich hätte man die Freunde von einst lieber in der nostalgischen Erinnerung behalten.

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