Kritik zu Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

© Warner Bros. Pictures

2023
Original-Titel: 
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Filmstart in Deutschland: 
23.02.2023
L: 
116 Min
FSK: 
12

Sonja Heiss hat Joachim Meyerhoffs autobiografischen Bestseller über ein Coming-of-Age in Psychiatrie-Nähe verfilmt

Bewertung: 2
Leserbewertung
5
5 (Stimmen: 2)

In einer Klapse aufzuwachsen wäre wohl für jeden eine Herausforderung. Erst recht, wenn man nicht eben zu den hellsten Leuchten im Lampenladen gehört und zudem noch mit zwei älteren Brüdern geschlagen ist, die keine Gelegenheit auslassen, sich darüber lustig zu machen. Wenn der Spott und der Druck zu groß werden, beginnt Joachim wie am Spieß zu schreien und um sich zu schlagen. Dann setzen ihn die Eltern auf die Waschmaschine im Schleudergang, bis er sich wieder zurechtgerüttelt hat. Alles wird gut.

Na ja, eigentlich eher nicht; das zumindest legt der Titel von Sonja Heiss' Adaption des 2013 erschienenen Bestsellers von Joachim Meyerhoff nahe: »Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war« artikuliert zwar den Wunsch nach einem offenbar als ersehnenswert imaginierten Vergangenen, ist zugleich aber so ehrlich zuzugeben, dass es eben das in der Form nie gegeben hat. Die sprichwörtliche gute alte Zeit war bei genauem Hinsehen halt auch bloß eine normalbittere Wirklichkeit. Und in der unterscheidet sich Joachim von den Insass:innen der Anstalt, der sein Vater vorsteht, mitunter lediglich dadurch, dass er auf der anderen Seite des Zauns lebt – denn natürlich steht die Direktorenvilla räumlich getrennt vom Krankenhaus im weitläufigen Park. Diese Grenze ist durchlässig dergestalt, dass auch mal eine ambulante Patientin der Klinik zum Hausgast bei Direktors werden kann – und daraus dann Joachims erste Liebe keimt.

»Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war« ist Bestandteil des autobiografischen Erzähl-Projektes, das der Schauspieler, Schriftsteller und Regisseur Meyerhoff unter dem Titel »Alle Toten fliegen hoch« von 2007 bis 2009 zunächst am Wiener Burgtheater realisierte, bevor er es in einen Roman-Zyklus transformierte. Meyerhoff reflektiert darin sein eigenes Aufwachsen auf dem Gelände der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Hesterberg, die sein Vater als ärztlicher Direktor leitete. Untreue und Unglück, Trennungen und Abschiede sowie der ganz alltägliche Wahnsinn, den die Wohnsituation mit sich bringt, sind die Themen; verhandelt werden sie in drei Großkapiteln, die Kindheit, Teenager-Zeit und Erwachsenenalter überschrieben und in den 70er, 80er respektive 90er Jahren angesiedelt sind. Jede Menge Drama, könnte man meinen, da obendrein noch der Tod vorbeischaut. Stattdessen aber blickt man auf die Ereignisse wie durch dickes, dämpfendes Glas in ein Aquarium, darin aufgebaut eine Versuchsanordnung für ein Experiment, dessen Sinn sich nicht erschließt. Zumal die Figuren agieren, als hätten sie zu viel vom klinik-eigenen Beruhigungsmittel erwischt.

Es ist möglich, das als Folge einer Entfremdung zu interpretieren, der mit einer reflektierten Rückschau auf die eigene Vergangenheit einhergehen kann. Möglich auch, dass der unbeteiligte Verhaltensgestus, der das Personal ergriffen hat, Ausdruck eines gutbürgerlichen Bemühens ist, unter allen Umständen nach Außen hin den Schein zu wahren. Weder die eine noch die andere Erklärung ändert allerdings etwas daran, dass dieser Film arg langweilig geraten ist.

Meinung zum Thema

Kommentare

Wie aus eine auotoboigraphischer Erzählung ein Lauer - neudeutsch Lol? Film werden kann

Der Film ist absoluter Schrott,wer was anders behauptet sollte direkt nach einer Nebenrolle fragen.

Der Film ist leider nur ein Fernsehfilm geworden, Kinomomente fehlen völlig. Die Erzählung zappelt von Anekdote zu Anekdote; die jugendlichen Darsteller und Darstellerinnen machen ihre Sache super, ganz besonders die vom Theater Thikwa, denen ich öfter solche Arbeitsmöglichkeiten wünsche.

Sehr gut gesagt, ganz genau mein Eindruck.

Der Film erzählt eben die Geschichte des Erwachsenwerdens, wie das erwachsen werden eben nie so ganz einfach ist. Und im Fall im Film ganz besonders. Er hat Witz und Drama. Mir hat er sehr gefallen.

Der Film ist leider auch zu lang, v.a. weil als dramaturgischer Bogen die Beziehung zum Vater bis zu dessen Tod gewählt wurde, folglich mussten dann auch Szenen aus den Fortsetzungen eingebaut werden, um die Chronologie zu erhalten, die dann am Ende wie schnell durchgewunken wirken. Die Regie und das episidodische Drehbuch verschenken zudem die Chance, jene abgründigen Aspekte, die in der Buchvorlage nur subtil angedeutet werden, stärker auszuspielen wie es nur Schauspieler könn(t)en, nämlich zu zeigen, wie sehr der (kindliche) Erzähler vieles idealisiert und romantisiert, z.B. den schwachen Vater, aber auch die instabile Mutter. Echte Konflikte fehlen oder werden weichgespült. So bleibt leider der schale Nachgeschmack von "Ja, wir waren schon eine schräge Familie da in der Psychiatrie, Mama träumte von Italien und Papa ging ein bisschen fremd, ein Bruder ist verunglückt, aber alles halb so wild". Die Ängste, Traumata, Sehnsüchte und Verletzungen die den Autor zu einem guten Schauspieler und einem recht passablen Autor werden ließen, fehlen hier allesamt. Auch der weibliche Blick der Regie auf männliche Teenager ist nicht unproblematisch... Leider ein sehr deutscher Film, dem man einen Touch mehr französische Tragikomödie gewünscht hätte. Schade!

Habe es sehr genossen, weil genau so war es in meiner Familie..
Das ist schon aus dieser Zeit ein ziemliches Paket , was man da aufgebürdet bekommt als Kind...
Man kann auch nicht wirklich erwarten, dass heute 20-30jährige das verstehen... Es war einfach aus heutiger Sicht super skurril wie man da drauf war und was passiert ist..

Auch ich war skeptisch, wie man Meyerhoffs Roman auf die Leinwand bringen könnte. Doch ich wurde positiv überrascht. Der Film fängt die Atmosphäre wunderbar ein und die Kinderdarsteller sind wirklich toll. Natürlich können knapp 120 Minuten nicht alle Details des Buches einfangen, nicht allen Skurrilitäten Raum geben. Es muss gekürzt werden. Wie man den Film langweilig finden kann, verstehe ich nicht. Sicherlich gibt es keine großen Highlights, weil er eine "fast" normale Familiengeschichte erzählt, aber das macht er gut. Wesentlich war für mich die Stimmigkeit auch in der Zeit, die hier liebevoll eingefangen wird. Allen voran hat mich Arsseni Bultmann mit einem differenzierten Spiel beeindruckt.

Einer der schlechtesten Filme die ich je gesehen habe eine TW ⚠️ wäre angemessen, sinnlose Traurigkeit ohne Notwendigkeit dieser Film dient nur dazu einen runterzuziehen

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