Kritik zu Zwischen Welten

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Viel Anspruch, wenig Substanz: Feo Aladag (»Die Fremde«) thematisiert den Afghanistankonflikt an Originalschauplätzen, findet dort aber keine schlüssige Geschichte

Bewertung: 2
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2.9 (Stimmen: 7)

Zwischen den Welten, das scheint Feo Aladags Dauerthema zu werden: der Clash der Kulturen, die Macht der Mentalitäten, die Kluft zwischen den etablierten Kräften. In Die Fremde, ihrem vielschichtigen Erstling, ging es um eine junge Deutsch-Türkin, die zwischen Moderne und Tradition zerrieben wird. Für ihre zweite Regiearbeit hat Aladag ein mindestens ebenso diffiziles Sujet gewählt: das Zusammentreffen deutscher Bundeswehrsoldaten mit der afghanischen Bevölkerung. Dafür hat sie großen Aufwand betrieben, an Originalschauplätzen und mit einheimischen Darstellern gedreht. Dieser Realismus ist zweifellos Ausdruck von Ambition, er wirft aber zugleich die Frage nach seiner Verhältnismäßigkeit auf. Ist diese karge Wüstenlandschaft authentischer als eine unter ähnlichen Bedingungen aufgenommene? Findet die Kamera eine Magie, die nur hier zu entdecken wäre? Oder, andersherum, wäre Apocalypse Now ein besserer Film, wenn er in Vietnam gedreht worden wäre?

Zwischen Welten beginnt an einem deutschen Strand. Jesper (Ronald Zehrfeld), ein schweigsamer Bundeswehroffizier, rennt sich die Seele aus dem Leib – und Feo Aladag inszeniert das mit ähnlicher Verve wie Die Fremde: Die Bilder erzählen auf Anhieb vom inneren Leid des Protagonisten, beeindrucken mit ihren kraftvollen Kompositionen und dem Spannungsverhältnis zwischen Vorder- und Hintergrund, Schärfe und Unschärfe. Aber schon wenn Jesper von seinem Vorgesetzten Oberst Haar (Burghart Klaußner) gebrieft wird, entweicht dem Film die Spannung. Von hier an wird alles nicht bloß verbalisiert, es wird zerredet – willkommen in einem deutschen Message-Movie, das vor lauter Sendungsbewusstsein das Erzählen vergisst.

Jespers Mission: In einem kleinen Provinzdorf soll er mit seinen Leuten für Ruhe sorgen. Das klingt nicht nur fade, das ist es auch. Schon nach wenigen Minuten beginnt man sich zu fragen, ob dieser Film tatsächlich mit einer so dünnen Story über die Runden zu kommen glaubt. Wobei gegen eine eher atmos­phärische Schilderung nichts einzuwenden wäre; auch Kathryn Bigelows überlegener Hurt Locker beschränkt sich vor allem darauf, das Lebensgefühl der US-Soldaten im Irak einzufangen, ihr Ausgeliefertsein, ihre Verzweiflung. Aber auch daran ist Aladag erstaunlicherweise nicht interessiert. Es gibt fast nichts zu tun für diese Soldaten, sie warten ab und harren aus. Am Ende hat man keinen von ihnen kennengelernt, mit keinem von ihnen mitgefühlt, nicht einmal mit Jesper, über den wir bloß erfahren, dass sein Bruder bei einem Afghanistaneinsatz ums Leben kam.

Lebendiger ist da schon die andere Hauptfigur, der junge Dolmetscher Tarik (Mohamad Mohsen), der aus Angst vor den Taliban alles daransetzt, mit seiner Schwester ausreisen zu können. Zwischen ihm und Jesper findet so etwas wie eine interkulturelle Annäherung statt, ein interessantes Verhältnis aber will auch daraus nicht erwachsen. Einmal übersetzt Tarik den Ausspruch eines Afghanen: »Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit.« Das ist der klügste Satz des Films, und er erinnert an einige bessere Afghanistanfilme, die anderswo gedreht wurden.

 

 

Meinung zum Thema

Kommentare

Ich finde die obige Analyse total daneben, irgendein "Intelektuellengeschwätz". Ich habe den Film gestern auf 3sat gesehen und war insbesondere in Anbetracht der gegenwärtigen Zustände in Afghanistan tief betroffen von dem Film. Mich hat er zur sachbezogenen politischen Stellungnahme und zu intensivem Nachdenken motiviert.

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