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Gerhard Midding

Blueberry sah ohnehin immer schon aus wie Jean-Paul Belmondo, erst recht, solange Jean Giraud ihn zeichnete und er den Rang eines Leutnants bekleidete. Und die Comic-Saga, die der Zeichner 1963 mit dem Szenaristen Jean-Michel Charlier aus der Taufe hob, hatte stets tiefe Wurzeln im Kino. Namentlich ihre Szenerie gemahnt an das Monument Valley, das aus europäischer Perspektive zum Inbegriff des Westens geworden ist. Aber das Blueberry je von einem solchen Sammelsurium filmischer Doppelgänger umgeben sein würde, habe ich mir bis zu seinem neuen Abenteuer nicht vorstellen können.

Gerhard Midding

Es ist schön, dass man nun vielerorts wieder so herzlich willkommen geheißen wird. Man hat gefehlt. Nun ist die Dankbarkeit groß, die den Rückkehrenden entgegenschlägt. Die Werbebranche jedenfalls hat nicht verlernt, wie man seine Kunden adressiert. Eine Männerstimme von geschmeidiger, wohliger Wärme begrüßte uns im Dunkel des Kinosaals. Sie versäumte nicht, uns an das Ausschalten unserer Handys zu erinnern.

Gerhard Midding

Man schaut seine Filme nicht mehr mit denselben Augen: Er ist nicht mehr der, der er einmal war. Aber ebenso gut ist es möglich, dass das Gegenteil stimmt. Clint Eastwood ist sich treu geblieben. Und insgeheim zieht uns manchmal doch noch die einstige Coolness in den Bann, die zynischen Einzeiler und die Kaltblütigkeit, mit der seine frühen Charaktere gegen den eigenen Tod wetten.

Gerhard Midding

Fünf Uhr nachmittags ist mir eindeutig zu früh. Vermutlich begann nicht einmal Luis Bunuels heilige Apéritifstunde so zeitig. Aber ansonsten bin ich vollauf zufrieden mit Stanley Tuccis Plädoyer für den alltäglichen Cocktail.

Gerhard Midding

Jean-Loup Dabadie besaß ein einzigartiges Talent, das Banale in Poesie zu verwandeln. Seine Kunst, Epigramme in Alltagssprache zu verfassen, konnte man gerade gestern Abend noch erleben, nur wenige Stunden, nachdem er mit 81 Jahren in Paris gestorben ist.

Gerhard Midding

Es geht allmählich wieder los, langsam und unsicher. Die Branchenblätter melden schon wieder Einspielergebnisse, nicht mehr allein die Erlöse aus Video on Demand, sondern aus physisch existierenden Kinos.

Gerhard Midding

Normalerweise mache ich wir wenig Gedanken über das Wetter in Los Angeles. Es betrifft mich nicht und ich kann auch nichts an ihm ändern. Aber seit David Lynch Anfang dieser Woche begann, täglich vom Klima in seiner Heimatstadt zu berichten, höre ich ihm gebannt zu.

Gerhard Midding

Erinnern Sie sich noch daran, dass es einmal eine Fluggesellschaft gab, die »British European Airways« hieß? Wahrscheinlich ebenso undeutlich wie ich. Mir kam sie erst vor ein paar Tagen wieder in den Sinn, als ich zwei Werbeanzeigen sah, die der Amerikaner Saul Bass 1957 für sie entwarf.

Gerhard Midding

Im Gegensatz zu den Helden von Howard Hawks bin ich ein Mensch, der Vorräte anlegt. Allerdings sehe ich die Szene aus »Only angels have wings« (SOS-Feuer an Bord) immer wieder gern, in der Cary Grant diese Hawkssche Lebenseinstellung für sich reklamiert.

Gerhard Midding

Die Filmproduktion mag derzeit weitgehend still stehen. Aber nichts hält Drehbuchautoren davon ab, ihrer Arbeit nachzugehen. Wann, wenn nicht jetzt wäre der Zeitpunkt, Ideen frei zu entwickeln, ohne Auftrag oder Förderungsdiktat? Am Ende vielleicht gar freie Ideen?